: Feuerwehr-Oscar geht nach Lehrte
Heisser Preis Die beste freiwillige Feuerwehr Deutschlands kommt aus Lehrte. Deren Mitglieder haben nicht nur durch die Autobahn-Crashs viele spektakuläre Einsätze, sondern verstehen auch was von Pressearbeit
Engagierter Wahlkampf zahlt sich eben doch aus. Dass die Freiwillige Feuerwehr Lehrte (FFW Lehrte) gestern Abend im Congress Center Ulm den diesjährigen Conrad-Dietrich-Magirus-Preis verliehen bekam, kann die Retter nicht überrascht haben, auch wenn sie davon vermutlich als letzte erfuhren.
Schon am Donnerstag nämlich war die entsprechende Meldung zunächst versehentlich in fast alle Redaktionen Deutschlands verschickt, dann mit mehreren panischen Rückrufmails erst interessant gemacht und – flehentlich – um eine Sperrfrist ergänzt worden: Auf keinen Fall vor Freitag, 27. Januar, 21.30 Uhr versenden, Ausrufungszeichen, und insbesondere nicht an die Feuerwehr selbst, Ausrufungszeichen. „Die Sieger wissen noch nichts von ihrem Glück.“ Dreifaches Ausrufungszeichen.
Die Auszeichnung heißt im Rettungseinsatzberichterstatterjargon selbstredend Feuerwehr-Oscar. Sie beschert dem Siegerteam eine Reise nach New York, natürlich mit einem Besuch des New York Fire Department.
Der Sieg der Lehrter hatte mit Glück nichts zu tun hat. Einerseits bewerben sich die Wehren mit jeweils einem spektakulären Einsatz. Von denen hat die FFW Lehrte durch ihre Lage dicht beim Autobahnkreuz Hannover Ost besonders viele. Allein 2016 war sie 40 Mal ausgerückt, um von der A7 oder der A2 Tote zu bergen, Verletzten zu helfen und Menschen aus ihren zu Klump gefahrenen Wagen zu retten.
So auch am 12. April vergangenen Jahres, als vier Laster nahe der Auffahrt Hämelerwald ineinandergerasselt waren: „Ein Fahrer wurde dabei schwerst in seinem Fahrzeug eingeklemmt“, heißt es im Bericht. „Nur mit einem massiven Einsatz von hydraulischen Rettungsgeräten“ habe er befreit werden können.
Zugleich haben die Lehrter auch die Unterstützung für ihre Bewerbung nicht dem Zufall überlassen: Die Sieger-Wehr wird aus zehn von einer Jury ausgewählten Finalistinnen per Online-Votum ermittelt. Entsprechend haben die Ehrenamtler der FFW Lehrte auf Flyern für sich geworben und so professionelle Pressearbeit betrieben, dass sie die Braunschweiger Zeitung, Bild, die Hannoversche Allgemeine und sehnde-news.de von der Notwendigkeit überzeugt haben, für sie abzustimmen. Und die Botschaft an die LeserInnen weiterzureichen.
Da konnten weder die Kontrahenten aus Lohne noch die Freiwillige Feuerwehr Friedrichsgabe aus Schleswig-Holstein mithalten. bes
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
