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THEATER

TheaterEsther Slevogtbetrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Dieses Regelwerk zählt zu den Grundlagen der Zivilisation, kartografiert unser Wertesystem und ist so etwas wie das Fundament des Zusammenlebens. Es kommen darin so grundsätzliche Imperative wie „Du sollst nicht töten“ oder „Du sollst nicht stehlen“ vor. Unterlassen soll man darüber hinaus Falschaussagen gegen andere. Also Fake News, nein danke. Auch die Nächstenliebe ist Gegenstand eines der Zehn Gebote. Und obwohl diese Gebote bereits vor ein paar Jahrtausenden in Kraft getreten sind und die Welt ein deutlich bewohnbarer Planet wäre, als es im Augenblick erscheint, wenn sich alle daran hielten, tun viele ebendies leider nicht. Ja, und da fühlt sich dann die alte moralische Anstalt Theater aufgerufen zu einer Blauhelmmission in Sachen ethischer Erziehung des Menschen. Oder zumindest einer aktuellen Untersuchung der Angelegenheit. Und so hat jetzt im Deutschen Theater die Regisseurin Jette Steckel einen Abend zum Thema inszeniert, der genau das auf seine Fahnen schreibt: „Die 10 Gebote. Eine zeitgenössische Recherche von 15 Autor*innen, 9 Schauspieler*innen und 1 Schaf“. Ja, richtig gelesen: 1 Schaf. Unter den Autor*innen der Texte sind unter anderem Dea Loher (die einiges vom Thema versteht), Narvid Kermani (der ebenfalls einige Expertisen auf diesem Gebiet vorzuweisen hat), Juri Sternburg, Nino Haratischwili, Rocko Schamoni, Felicia Zeller oder Clemens Meyer – auch sie versprechen eigenwillige Blicke und Perspektiven (Deutsches Theater: „Die 10 Gebote“, Premiere 21. 1., 19 Uhr).

Ein Training, wie man ein besserer Mensch wird, bieten in gewisser Weise in dieser Woche auch die Sophiensæle an. Dort nämlich lädt der Social Muscle Club zu einem soziales Bootcamp ein. Unter einem „Bootcamp“ versteht man gemeinhin ein Trainingslager, in dem Rekrut*innen ihre Grundausbildung absolvieren. Und um eine Grundausbildung im Training unserer sozialen Muskeln geht es nun hier. Aufschluss darüber, wie das genau funktioniert, ist allerdings nur auf dem Weg der persönlichen Erfahrung möglich (Sophiensæle: „Social Bootcamp“, 21. 1. 19 Uhr).

Im HAU läuft außerdem immer noch das Festival Utopische Realitäten, das sich mit Fallout und Erbe der Russischen Revolution vor 100 Jahren auseinandersetzt. In dieser Woche ist die erste große Theaterarbeit der kroatischen Künstlerin Vlatka Horvat „Minor Planets“ zu sehen, die sich – ausgehend von der Revolution 1917 – mit dem Zerfall Jugoslawiens in den 1990er Jahren auseinandersetzt. Und mit Chaos, Opportunismus und Krieg, die dem Zerfall folgten (HAU2: „Minor Planets“, 20. & 21. 1., jeweils 20 Uhr, 22 .1., 17 Uhr).

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