heute in hamburg
: „Erreger gezielt angehen“

VORTRAG Eine Hygienefachkraft erklärt, was gegen Keime im Krankenhaus getan werden kann

Claudia Brunkhorst

Foto: Agaplesion-Klinik

37, kümmert sich als Leitende Hygienefachkraft der Agaplesion Diakonieklinik um die Infektionsprävention.

taz: Frau Brunkhorst, ist die Angst vor Keimen im Krankenhaus berechtigt?

Claudia Brunkhorst: Ja, insofern ein Großteil der Patienten Erreger mitbringt und es dadurch im Krankenhaus eine hohe Dichte an Keimen gibt. Dem Thema kommt zu Recht große Aufmerksamkeit zu. Die Gruppe der MRGN, also der multiresistenten gramnegativen Bakterien, beinhaltet auch solche, bei denen kein Antibiotikum mehr wirkt und gegen die auch auf dem Antibiotika-Markt nichts in Sicht ist.

Der Volksmund spricht davon, dass das Krankenhaus überhaupt erst krank macht…

Hier muss man unterscheiden: Ist der Patient von Keimen besiedelt, ohne dass er es wahrnimmt oder geht es um eine Infektion mit multiresistenten Erregern. Manche kommen schon mit einer solchen Infektion an und einige erwerben diese erst im Krankenhaus.

Was lässt sich im Krankenhaus dagegen tun?

Das fängt mit der Hygiene am Patienten an: Mit der Dienstkleidung, der Reinigung des Zimmers und der Frage, wie sich die Pfleger die Hände desinfizieren, um Keime nicht von einem Patienten zum anderen zu tragen. Aber es geht auch um Therapieansätze, darum, Antibiotikum gezielt einzusetzen.

Hände-Desinfektion, fachgerechte Reinigung – all das kostet Zeit. Ist es im Bereich der Hygiene besonders gefährlich, am Personal zu sparen?

Wenn Sie Zeitressourcen für bestimmte Dinge nicht mehr aufbringen können, kann das zumindest ein Faktor sein, der die Hygiene verschlechtert.

Wie steht es um die Infektionsprävention in Deutschland?

Für Hamburg kann ich sagen: Die Kassenärztliche Vereinigung ist am Ball, ebenso die Gesundheitsbehörde. Es gibt eine übergreifende Zusammenarbeit vom Hausarzt über den Rettungsdienst bis zur Altenpflege.

Muss man das Thema Antibiotika-Resistenzen nicht breiter angehen?

Im Krankenhaus allein lässt es sich nicht lösen. Bei den Tierärzten etwa, die arg angegangen wurden, weiß ich, dass sich viel verändert hat, was die Antibiotika-Vergabe in der Mast betrifft. Insgesamt müssen wir wegkommen vom Breitband-Antibiotikum hin zu einem schnellen Nachweis des Erregers, um ihn gezielt anzugehen. Damit sich jene Erregern nicht ausbreiten, gegen die nichts mehr hilft.

Interview: jpb

Vortrag über Keime im Krankenhaus: 18 Uhr, Caféteria des Agaplesion Diakonieklinikums Hamburg, Hohe Weide 17