100 Rechtsextreme marschieren durch Köln

DemoGegenproteste und Polizei sorgen dafür, dass Nazi-Zug migrantisches Viertel nicht erreicht

Nach 500 Metern war Schluss für die Rechten

KÖLN taz | In Köln wollten am Samstag Neonazis aufmarschieren. Sie kamen gerade einmal 500 Meter weit. Eine aufmerksame Polizei, Straftaten aus den Reihen der Rechten und Blockadeversuche von Hunderten Antifaschisten ließen den Aufmarsch zum Misserfolg werden.

Der Bahnhof im Kölner Stadtteil Deutz glich zu jener Zeit einer Festung: Wasserwerfer, Räumfahrzeuge und Hunderte Polizisten waren aufgeboten worden, um einen friedlichen Demotag zu gewährleisten. Nachdem im Herbst 2014 Tausende Rechte zu einem Aufmarsch der „Hooligans gegen Salafisten“ gekommen waren und über 50 Polizisten verletzt hatten, ist man in der Domstadt sensibel, wenn Rechtsextreme aufmarschieren wollen.

Der Aufmarsch der Rechten begann – aufgrund von Kontrollen der Teilnehmer – mit einiger Verspätung, und so richtig in Marschtempo kamen die Neonazis nicht. Schon nach wenigen Metern gab es den ersten Stopp. Ein Rechter hatte den Hitlergruß gezeigt. Die Polizei forderte freundlich, aber bestimmt, der Mann möge sich kontrollieren lassen. Die Neonazis waren trotz ihrer geringen Anzahl hochaggressiv. Ein weiterer Rechter, der erst 14 Jahre alt war, musste sich vom Rest der Gruppe verabschieden. Er hatte einen Fotografen attackiert.

Nach 500 Metern und nicht einmal einem Viertel des geplanten Weges war Schluss für die Rechten. Auf der Strecke, die sie noch vor sich hatten, gab es mehrere Blockadeversuche. Die Polizei entschied sich, die Neonazis zurück zum Bahnhof zu führen. Dort gab es noch kleinere Auseinandersetzungen zwischen Nazis, Gegendemonstranten und der Polizei.

Am Abend des Aufmarschs waren die Kölner Nazigegner zufrieden. Sie hatten im Vorfeld angekündigt, die Neonazis nicht bis in den migrantisch geprägten Stadtteil Kalk laufen zu lassen, und das war ihnen gelungen. Die Kölner Polizei bewertete den Ablauf der Demonstration nicht. Es wurde aber deutlich, dass sie mit dem Ergebnis weitgehend zufrieden war.

Sebastian Weiermann