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KUNST

KunstBeate Schederschaut sich in Berlins Galerien um

Von Weitem könnte man sie für einfache, schwarzweiße Schnappschüsse von Alltagsobjekten halten. Wasserflaschen, Schlüssel, Gläser, zerknittertes Papier und Spiegel, immer wieder Spiegel und anderes, reflektierendes Material. Keine besonderen Dinge, sondern solche, die man schon tausendmal im Vorrübergehen gesehen hat, unpersönliche Objekte, wie aus Hotelzimmern. Fotografiert hat James White sie tatsächlich, was da bei Gerhardsen Gerner hängt, sind jedoch Malereien nach diesen Aufnahmen, fotorealistische Bilder, die White in Plexiglasboxen montiert hat. Seit einiger Zeit schon arbeitet er so, malt äußerst exakt Interieurausschnitte ab und schafft es auf diese Weise, sie zu verwandeln, die Dinge und Materialien verlieren ihre Gewöhnlichkeit. Neu ist, dass White seine Motive nun an je drei Seiten von weißen Balken unterschiedlicher Breite einfasst und so gewissermaßen doppelt mit den Erwartungen bricht, an die Fotografie wie an die Malerei: Dem Momenthaften der Fotografie hält er die Bedächtigkeit der Malerei entgegen, der Malerei wiederum ihre Reproduzierbarkeit. Die Balken lassen die Bilder wie Seiten aus einem Katalog aussehen (bis 18. 1., Mi.–Sa. 11–18 Uhr, Linienstr. 85).

Auch Daniel Mohr malt in seinem neuen Zyklus „The Grand Chessboard“ nach Vorlagen. Aus 13 Bildern setzt es sich zusammen, wie eine Pinnwand. Thema ist der Kampf der USA um Vormachtstellung, gefiltert durch Bilder aus Massenmedien. Von der verhangenen „Guernica“-Tapisserie etwa, vor der Colin Powell 2003 über die Irak-Krise sprach, oder von Mohammad Mossadegh 1951 auf dem Cover des Time Magazins als „Man of the Year“. Auf den größeren Formaten, die bei Alexander Levy drumherum hängen, entdeckt man einzelne Motive wieder, wenn es einem gelingt, die Konturen zu entwirren. Die Titel dieser Malereien sprechen für sich: „Verwischte Zusammenhänge“ sind beispielsweise zu sehen, oder eine „Erinnerungslandschaft“ (bis 18. 2., Di.–Sa. 11–18 Uhr, Rudi-Dutschke-Str. 26).

Die Landschaften, die Peter Kees in der Galerie Weißer Elefant zeigt, sind anderer Natur. Sehnsuchtsorte sind sie, auch wenn sie jeweils nur einen Quadratmeter umfassen. Seit 2013 besetzt der selbst ernannte Botschafter Arkadiens Land und erklärt dieses zum Hoheitsgebiet des legendären Ortes der Glückseligkeit. In zehn Ländern, darunter Deutschland, Griechenland und die Schweiz, gelang ihm das bereits. Die Türkei jedoch wies ihn zurück. In der Ausstellung ist Kees’ Mission dokumentiert, mit Fotografien, Erdproben, Videos. Auch einen Visaantrag kann man ausfüllen. Zuflucht finden in der Idylle – wer kommt mit? (bis 4. 2., Di.–Fr. 11–19, Sa. 13–19h, Auguststr. 21).

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