Nicht alles verloren

Uff Laut ZDF-Studie vertraut Deutschland den Medien noch

Ist also doch noch nicht alles verrottet in der Medienrepublik Deutschland? Laut einer Befragung, die die „Forschungsgruppe Wahlen“, ein Mannheimer Meinungsforschungsinstitut, im Auftrag des ZDF durchgeführt hat, ist das Vertrauen der Deutschen in die etablierten Medien ungebrochen.

Auf einer Skala von plus 5 („besonders glaubwürdig“) bis minus 5 („überhaupt nicht glaubwürdig“) ordneten die 1.000 Befragten ­überregionale Tageszeitungen, Wochenzeitungen und die öffentlich-rechtlichen Sender bei durchschnittlich okayen Plus 2 bis 2,5 ein. Allein die Bild-Zeitung landete, zusammen mit Social-Media-Plattformen im eindeutigen Minusbereich.

Besser geht natürlich immer, aber da dies die dritte Befragung dieser Art seit Sommer 2015 ist und sich an der Bewertung nichts groß getan hat, freut sich das ZDF: „Die Befragten schätzen auch über einen längeren Zeitraum die Glaubwürdigkeit stabil ein.“

Klar muss man sich freuen, wenn in Zeiten der großen allgemeinen Verunsicherung in der Medienbranche solche Zahlen erscheinen: Entgegen den sich häufenden Mahnungen, die etablierten Medien verlören den Kontakt zu ihrem Publikum, steht offenbar nicht die ganze Nation bereit, ihre Fernseher aus dem Fenster zu werfen, sie mithilfe von Tageszeitungen anzuzünden und um den Scheiterhaufen zu tanzen.

Andererseits ist 2,5 dann auch wieder kein Wert, bei dem man stehenbleiben möchte. Und viel wichtiger: Aufgeschlüsselt nach Parteipräferenz wird sichtbar, dass AfD-WählerInnen die Glaubwürdigkeit der Sender und Zeitungen wesentlich schlechter einschätzen.

Wenn man dieser Befragung glauben kann und Medienverdrossenheit also doch noch kein Breitenphänomen geworden ist, so ist es doch zum identitätsstiftenden Merkmal einer gesellschaftlichen Gruppe geworden, die stetig wächst. pwe