Zappeln und zucken im Dschungel

GamingWenn man sich die Oculus-Rift-3-D-Brille aufsetzt, sieht das ulkig aus – aber wie fühlt es sich an? Ein Besuch im Computerspielemuseum

Man verrenkt sich schier den Kopf, um die Terminatoren zu eliminieren

Auch virtuelle Realität, gerade der Hype in der Computerspiele­branche, hat eine Geschichte. Und da es sich das Computerspielemuseum in Friedrichshain zur Aufgabe gemacht hat, die Historie von Computerspielen aufzuarbeiten, steht dort in der im Dezember 2016 eröffneten Virtual-Reality-Ecke ein echter SU 2000 der amerikanischen Firma Arcadian Virtual Reality. Die Kiste versprach schon 1994 all das, was gerade als Gegenwart und Zukunft des Computer-Gamings gilt: eine Fantasiewelt nicht nur zu betrachten, sondern in diese regelrecht einzutauchen.

Virtual Reality bekommt man heute schon mithilfe eines Handys, einer App und einer 3-D-Brille für 90 Euro ganz passabel hin. Der SU 2000 war da weit weniger handlich. Das Gerät ist ein unförmiger schwarzer Koloss, den man besteigt wie eine Empore, versehen mit Halterungen – für den Fall, dass einem in der vom Computer generierten Dimension schwindelig werden sollte. Man setzt eine 3-D-Brille auf, bewegt sich mithilfe einer Steuerkonsole durch den künstlichen Raum. Und wenn man den Kopf hebt oder senkt, blickt man auch in der virtuellen Realität entweder nach oben oder nach unten.

Die Bewegungen in der vom SU 2000 simulierten Welt sind dabei arg ruckelig, und man verrenkt sich schier den Kopf, um in dem Spiel, das vom Computerspielemuseum geladen wurde, die gegnerischen Terminatoren anständig eliminieren zu können. Matheus Vitti-Santos, ein Brasilianer, der zu Besuch in Berlin ist und gerade eine Runde mit dem SU 2000 gezockt hat, meint: „Nett. Aber nicht so richtig aufregend. Man kann nach dem Spielen mit dem Gerät verstehen, dass 3-D erst mal gefloppt ist in den Neunzigern.“

Gefloppt ist auch der SU 2000. 65.000 Dollar hat das Ungetüm damals gekostet. Für private Haushalte war das Gerät also nicht unbedingt gedacht, und auch Spielhallenbesitzer verzichteten zum Großteil auf eine derartige Anschaffung. Drei Jahre nach Markteinführung ihrer Virtual-Reality-Verheißung war die Firma Arcadian auch schon wieder pleite.

Für die 2 Euro Aufpreis, die man beim Besuch des Computerspielemuseums für die halbstündige Einführung in Virtual Reality für kleine Gruppen bezahlen muss (wahlweise kann man auch eine Einzelstunde für 30 Euro buchen) lassen sich nicht nur der SU 2000 und ein bisschen 3-D-Brillen-Spaß mit einem Handy erleben, sondern auch Virtual Reality auf dem Stand der aktuellen technischen Möglichkeiten.

Wenn sich dann ein Besucher die Oculus-Rift-3-D-Brille aufsetzt, um die Klettersimulation „The Climb“ zu spielen, sieht das ulkig aus, weil der Spieler die ganze Zeit am Zucken und Zappeln ist und man sich als Außenstehender fragt, was wohl der Grund für derartige Spasmen ist. Wenn man sich dann aber in das extra eingerichtete kleine 3-D-Gehege mit Stützen zum Festhalten begibt, die Brille aufsetzt und plötzlich an einer Kletterwand im thailändischen Dschungel hängt, sucht man erst einmal selbst Halt an den Stützen – aus Angst davor, hier in Friedrichshain und doch irgendwo ganz anders in diese abgründige Tiefe unter einem zu stürzen. Andreas Hartmann