Gesellschaftskritik
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Von der Leyen mag es auf dem Kopf lieber luftig Foto: Foto:Rainer Jensen/dpa

Kleiderwahl

WAS SAGT UNS DAS? Von anderen erwarten, was man selbst nicht einhält, ist inkonsequent

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen wird in den sozialen Medien als feministisches Vorbild gefeiert, denn bei ihrer ersten Bildungsreise nach Saudi-Arabien letzte Woche weigerte sie sich, sich zu verschleiern. In Riad wurden sowohl an von der Leyen als auch an die Dolmetscherinnen, Journalistinnen und Mitarbeiterinnen Abajas (schwarze bodenlange Gewänder) und Hidschabs (Kopftücher) verteilt.

Doch von der Leyen blieb bei ihrem Hosenanzug und forderte Gleiches auch für ihre Begleiterinnen: „Keine Frau in meiner Delegation muss die Abaja tragen. Seine Kleidung selbst wählen zu können, ist ein Recht, das Männern wie Frauen gleichermaßen zusteht.“ Sie wolle zwar die Sitten aus Respekt einhalten, doch bei der Kleidung gäbe es Grenzen. Das lässt sich als feministischer Akt der Selbstbestimmung lesen, in der eine Frau sich nicht vorschreiben lässt, was sie anziehen soll oder welche Körperstellen sie zu verdecken habe. Jedoch hat die Ministerin mit dieser Entscheidung saudi-arabisches Gesetz gebrochen.

Zur Erinnerung: Angela Merkel hat auf dem letzten CDU-Parteitag ein Vollverschleierungsverbot gefordert. Damit würde auch das deutsche Gesetz Frauen künftig vorschreiben, was sie (nicht) anziehen dürfen. Gesteht die CDU dann auch allen Frauen Ausnahmen zu? Oder darf sich nur Ursula von der Leyen gegen eine Kleiderordnung wehren?

Carolina Schwarz