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Der große Hoffnungsträger
betr.: „Der große Ausverkauf“ von Miguel Szymanski, taz vom 22. 12. 16
Es ist grotesk: Die Lagebeschreibung des Ausverkaufs iberischer Interessen lässt sich ja auch auf mindestens 15 weitere EU-Länder übertragen. Und trotzdem ist das europäische Projekt grenzüberschreitend bei Umfragen unter jungen Menschen der große Hoffnungsträger. Meistens werden die erfolg- und perspektivlosen nationalen PolitikerInnen als die Schuldigen für die regionalen Krisen ausgemacht und das „mitteleuropäische Modell“ angestrebt. Dabei funktioniert die globale Wirtschaft nur so lange, wie „Partnerländer“ in der Lage sind, Gegenleistungen zu erbringen, was immer mehr nur mit weiterem Lohndumping und Raubbau an der Natur gelingt. Es sind nur Verzögerungen bedingt durch reines Verbrennen von Exportüberschüssen und weiteres Parken von „‘Schulden“ bei der EZB, bis es überall kein Halten mehr gibt. Wir brauchen den europaweiten Aufstand der Jungen. DIETMAR RAUTER, Kronshagen
Dissenz
betr.: „Dreiste Umkehr“, taz vom 20. 12. 16
Sie beziehen sich in Ihrem Artikel unter anderem auf meinen Text zur Cultural Appropriation. Mir scheint allerdings, Sie haben ihn gar nicht gelesen. Das Wort Ethnopluralismus taucht darin gar nicht auf, auch habe ich bewusst darauf verzichtet, besonders abstruse Beispiele auszuwählen, um eine ganze Forschungsrichtung und einen aktivistischen Ansatz lächerlich zu machen. Die „Everything but the burden“(Greg Tate)-Thematik ist mir durchaus bewusst, umso dringlicher erscheint es mir, umgekehrt den Dissenz mit der Dominanzgesellschaft nicht zu verunmöglichen. Das aber wird getan durch die Essenzialisierungen, die es im Rahmen von Critical Whiteness etc. ja ohne Zweifel gibt. Und gegen die Sie kein einziges Argument anführen. Vielleicht lesen Sie meinen Artikel mal und wir kommen dann tatsächlich ins Gespräch.
JENS KASTNER, Wien
Wirkung
betr.: „Der Kreml schickt Ermittler“, taz vom 21. 12. 16
Sehr geehrte taz,
in der taz von heute, in der es unter anderem um ein Attentat in Berlin geht, ist auch ein Bild eines Polizisten mit gezogener Waffe abgebildet, Seite 11).
So wie ich die Literatur zu Thema Terrorismus verstehe, geht es Attentätern zuvorderst um die Wirkung. Wenn die taz in Artikeln sich heute mit Medien und Wirkung beschäftigt, aber gleichzeitig die Wirkung durch Abdruck eines Bildes verstärkt, zu dem Alternativen da wären, dann verstehe ich das nicht.
Für mich ist der Abdruck des Bildes des Polizisten mit gezogener Waffe die Erfüllung des Auftrags des Attentats, und zwar die Verbreitung der Kunde der Stärke des Attentäters. Ein stärkeres Bild als einen Toten und neben ihm den Mörder mit gezogener Waffe gibt es wohl kaum.
WILLI HENNIG, Stuttgart
Die „Peters-Karte“
betr.: „Karten sind immer implizit politisch“, taz vom 17. 12. 16
Wieder einmal ein großartiger Beitrag in der taz zur kartografischen Projektion der Erde von Professor Schweikart. Ich erfahre viel Neues, wundere mich aber sehr, dass ein ganz großer Kartograf aus Bremen, Arno Peters, nicht mit einem Wort erwähnt wird. Außer Mercator natürlich fallen vier weitere Namen.
Dabei wurde die „Peters-Karte“ in den 80er Jahren in sechs Sprachen 18 Millionen Mal verkauft, und der „Peters-Atlas“ war weit verbreitet. Die flächengleiche Projektion konnte sich aber wohl gegen die europazentrische Mercators nicht durchsetzen. Peters war als Historiker aber wohl fachfremd.
HARALD ZOCH, Tharmstedt
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