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Vollmond, buhu Foto: Riedel/ ap

Beerdigung für Ungeborene

StigmatisierungIn Texas müssen abgetriebene Föten demnächst bestattet werden

Der Gouverneur Gregg Abbott hatte im August versucht, durch ein Gesetz, die meisten Abtreibungskliniken in Texas schließen zu lassen. Nachdem dieses am Obersten Gerichtshof für verfassungswidrig erklärt wurde, überlegte er sich etwas Neues, um ABTREIBUNGENzu erschweren. Ab dem 19. Dezember müssen abgetriebene Embryonen und Föten beerdigt oder eingeäschert werden – auf Kosten der Schwangeren. Warum die Mutter die Schwangerschaft abgebrochen hat – ob es gesundheitliche Risiken gab oder ob sie vergewaltigt wurde – wird dabei nicht berücksichtigt. Lediglich Fehlgeburten, die zu Hause passieren, sind von der Regel ausgenommen.

Zuvor konnten die Eltern eines Ungeborenen selbst entscheiden, ob sie es beerdigen lassen wollten oder nicht. Einige Eltern nahmen die Möglichkeit wahr, um Abschied zu nehmen – dann bezahlte und organisierte ein_e Kliniksmitarbeiter_in die Bestattung. Jetzt müssen sich die Frauen darum selbst kümmern.

Abbott führte als Begründung für die neue Regel den „Schutz der Gesundheit und Sicherheit der Öffentlichkeit“ an. Doch letztendlich werden Frauen, die sich für einen Schwangerschaftsabbruch entscheiden, weitere Barrieren in den Weg gelegt, um eine Abtreibung legal durchzuführen. Aktivist_innen, die sich für Abtreibungsrechte einsetzen, beklagen, dass die neue Regel nichts für die Gesundheit der Frauen bringe, sondern das Prozedere einer Abtreibung nur zusätzlich erschwert werde und schwangere Frauen stigmatisiere. In Sozialen Netzwerken rufen junge Frauen andere dazu auf, dem Gouverneur ihre benutzten Tampons und Binden zu schicken als Zeichen des Protestes.

Auch in Deutschland muss nach Gesetz jedes Ungeborene aus einem Schwangerschaftsabbruch, das über 500 Gramm wiegt, bestattet werden. Diese Aufgabe und die Kosten dafür übernehmen jedoch die jeweiligen Einrichtungen und nicht die Eltern. Carolina Schwarz