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Faktenleugnung im Innenministerium
betr.: „Afghanistan-Abschiebung spaltet weiter Politik“, taz vom 16. 12. 16
„Vor Reisen nach Afghanistan wird dringend gewarnt“ teilt das Außenministerium den Bundesbürgern mit. „Wegen der gefährlichen Lage bleibt die Bundeswehr auch 2017 in Afghanistan“, heißt es im Verteidigungsministerium. „Es gibt sichere Regionen in Afghanistan“, behauptet das Innenministerium. Der Taliban-Anschlag auf das deutsche Konsulat in Masar-i-Scharif am 10. November hat gezeigt, wie eine als sicher eingestufte Region über Nacht hochgefährlich werden kann. Afghanistan (oder Teile des Landes) wider besseres Wissen als sicheres Herkunftsland zu bezeichnen, entspringt dem Wunsch, in Deutschland Schutz suchende Afghanen „zurückzuführen“. Dieser Ausdruck ist verräterisch. Er klingt geradezu fürsorglich. Man nimmt die Verzweifelten an der Hand und geleitet sie freundlich zurück in die Hölle, der sie entkommen waren.
Der Umgang mit der Wahrheit über die Situation in Afghanistan ist ein Beispiel für das aktuelle Wort des Jahres: postfaktisch. Das Innenministerium leugnet die Fakten und malt ein Wunschbild, das es uns als echt verkaufen will.
Wir sollten Abschiebungen nach Afghanistan als das bezeichnen, was sie sind: Staatsverbrechen. Winfrid Eisenberg,Herford
Mythos der Arzneimittelindustrie
betr.: „Zu Tode gerechnet“, taz vom 26. 11. 16
Die taz kritisiert zu Recht, dass manche Medikamente kurz nach ihrer Zulassung wieder vom Markt verschwinden, wodurch eine im Einzelfall wirksame Behandlung nicht fortgeführt werden kann.
Unzutreffend ist dagegen der kommentarlos wiedergegebene Mythos der Arzneimittelindustrie, die Entwicklung eines neuen Medikaments koste rund eine Milliarde Euro. Diese Zahl wurde vom weitgehend Pharma-finanzierten Institut für Arzneimittelentwicklung der Tufts-Universität in Boston in die Welt gesetzt – auf der Basis von ungeprüften Selbstauskünften der Industrie.
Die Rechnung lässt unter anderem die amerikanischen Steuervorteile bis zu 50 Prozent für Arzneimittelentwicklung außer Acht und schlägt zudem fast 100 Prozent Opportunitätskosten auf die realen Entwicklungskosten, also die hypothetischen Gewinne, die man gemacht hätte, wäre das Geld anderweitig investiert worden.
Auch die Behauptung, die exorbitant gestiegenen Arzneimittelpreise dienten der Entwicklung neuer Medikamente, ist vielfach widerlegt! Gewinnmargen um 2 Prozent und Marketingetats um 40 Prozent des Umsatzes machen deutlich, wofür die Pharmaindustrie das Geld der Beitragszahler vornehmlich braucht.
Schon 2005 erklärte Hank McKinnel, Chef des Pharmakonzerns Pfizer: „Die Vermutung, dass unsere Industrie die Preise nach den Entwicklungskosten festsetzt, ist abwegig.”
THOMAS LEMPERT, Berlin
Weihnachtsgrüße aus dem Knast
betr.: „taz gehört in den Knast“
Das Knastabo der taz ist eine wunderbare Sache. Die tägliche Lektüre der taz erhellt die Dunkelheit meines Gefängnisalltags. Während ich „im Nirgendwo“ geparkt bin, nehme ich teil an der großen Außenwelt. Ich bin nicht vollkommen vergessen – das gibt mir Kraft und Geborgenheit. Dafür von mir ein ganz großes Dankeschön.
Vielleicht findet sich ja ein Lektor oder Leser für meine Geschichte aus dem Knast. Über eure Briefe würde ich mich so sehr freuen. Frohe Weihnachten. WALTER GOUDOLF, Darmstadt
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