Giftiger Schlick im Fluss

Schadstoffe Das Umweltgift PCB kommt aus Tschechien die Elbe hinunter – mit unabsehbaren Folgen für Hamburg und den Hafen

„Rot-Grün steckt in der Schlickfalle“

Ralf Niedmers, CDU-Hafenpolitiker

Das Gift ist da. An der Bunthäuser Spitze im Südosten Wilhelmsburgs, wo die Elbe sich in Norder- und Süderelbe spaltet, sind erhöhte Konzentrationen an Polychlorierten Biphenylen (PCB) nachgewiesen worden. Mit 18 Mikrogramm pro Kilo Elbsediment ist der Grenzwert von 20 Mikrogramm nahezu erreicht. Eine Gesundheitsgefährdung für Menschen bestehe aber nicht, beschwichtigt die Umweltbehörde – noch nicht.

Denn die Befürchtung von Umweltverbänden ist, dass das Gift sich in den ruhigen Hafenbecken in hoher Konzentration ablagern könnte. Und das hätte unabsehbare ökologische und ökonomische Folgen. „Rot-Grün steckt in der Schlickfalle“, resümierte CDU-Hafenpolitiker Ralf Niedmers am Mittwoch in der Bürgerschaft. Das als krebserregend geltende PBC stammt aus der tschechischen Stadt Usti nad Labem, wo bei der unsachgemäßen Sanierung einer Bahnbrücke große Mengen belasteter Lacke in den Fluss gelangten.

Auf 87 Kilogramm PCB wird der Schadstoffeintrag geschätzt, der nun nach mehr als 600 Kilometern Hamburg erreicht hat. „Gravierende ökologische Folgen im gesamten Flussverlauf, die über Jahre andauern werden“, sagt die aktuelle Studie „PCB in der Elbe“ der Umweltbehörde vorher. Auch ein „Worst-Case-Szenario“ entwirft diese Studie. Danach könnte der Schlick im Hafen bald so stark belastet sein, dass er aus ökologischen Gründen weder an tieferen Stellen in der Unterelbe noch in der unterseeischen Deponie „Tonne 3“ in der Nordsee zwischen Helgoland und Scharhörn abgelagert werden dürfte.

Nach einer Vereinbarung mit Schleswig-Holstein darf Hamburg dort nur ökologisch unbedenkliches Baggergut deponieren.

Die Säuberung des belasteten Schlicks mit anschließender Lagerung in Landdeponien ist zwar grundsätzlich möglich, „aber aufwändig und kostenintensiv“, warnt die Studie der Umweltbehörde. Zudem seien die Mengen einfach zu hoch: Hamburg könnte den für Großcontainerschiffe nötigen Tiefgang nicht mehr gewährleisten, „die Erreichbarkeit des Hafens wäre mindestens temporär gefährdet“.

Zwar hat Tschechien den weiteren Eintrag von PCB inzwischen stoppen können, aber noch etwa ein Jahr lang wird die Elbe das Gift nach Hamburg schwemmen. Der grüne Fraktionschef Anjes Tjarks sieht ein Riesenproblem: „Wir werden das über die nächsten Jahre seriös und sauber lösen müssen.“ Wie genau, wusste er gestern der Bürgerschaft aber noch nicht zu erklären.Sven-Michael Veit