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Neue mutmaßliche Giftgasangriffe in Syrien

Kriegsverbrechen In Hama und bei Palmyra sollen rund 150 Menschen durch Gasattacken getötet worden sein

GENF taz | Aus dem syrischen Bürgerkrieg gibt es erneut Berichte über den Einsatz von Giftgas. Sie konnten zunächst allerdings nicht von unabhängiger Seite verifiziert werden. In der zentralsyrischen Stadt Hama sind nach einer Mitteilung der Hilfsorganisation Union of Syrian Medical Relief Organizations (UOSSM) bei einem Giftgasangriff 93 Zivilisten getötet worden. Der Angriff mit einer geruchs- und farblosen Chemikalie habe sich in den östlichen Vororten ereignet, teilte die Organisation am Dienstag mit. Viele Opfer seien Kinder. Auch 120 Kilometer von Hama entfernt in dem vom sogenannten Islamischen Staat (IS) kontrollierten Gebiet nahe der syrischen Stadt Palmyra hat es nach Informationen der oppositionsnahen, in London ansässigen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Montagmorgen vermutlich einen Giftgasangriff gegeben. Mehrere vom IS dort kontrollierte Ortschaften seien das Ziel heftiger Luftangriffe gewesen. Mindestens 53 Menschen seien dort getötet worden, darunter 28 Kinder.

Unter Berufung auf Informanten vor Ort erklärte der Chef der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman, einige der Todesfälle seien auf Ersticken zurückzuführen. Mehrere Leichen hätten keine Anzeichen äußerer Verletzungen. Er sei aber nicht in der Lage zu bestätigen, dass es sich um einen Giftgasangriff gehandelt habe. Rahman äußerte sich nicht dazu, wer für den Angriff verantwortlich gewesen sei.

Hingegen verbreitete die mit dem IS verbundene Nachrichtenagentur Amak die Behauptung, es habe einen Angriff russischer Luftstreitkräfte mit Sarin-Gas gegeben. 20 Menschen seien dabei getötet worden. Rund 200 Personen hätten Atemprobleme bekommen.

Sowohl Russland als auch die syrische Armee hatten in der Vergangenheit wiederholt den Einsatz von Chemiewaffen bestritten. 2013 warfen die Vereinten Nationen (UN) Syrien den Einsatz von Sarin in von Re­bellen kontrollierten Vororten der Hauptstadt Damaskus vorgeworfen. Die Regierung beschuldigte dagegen die Rebellen.

Im August legte eine Untersuchungskommission der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) dem UNO-Sicherheitsrat Beweise vor für zwei Chlorgas-Angriffe der syrischen Regierungsstreitkräfte in der Provinz Idlib im April 2014 und im März 2015. Der IS setzte laut dem Untersuchungsbericht im August 2015 in Marea in der Provinz Aleppo Senfgas gegen Rebellenmilizen ein. Die OPCW forderte daher die Untersuchung weiterer mutmaßlicher Chemiewaffenattacken.

Andreas Zumach

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