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THEATER

TheaterEsther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Angela Merkel hat es auch schon gemerkt: in unseren postfaktischen Zeiten geht es nur noch um Gefühle. Es zählt, was gefühlt wird und nicht das, was ist. Da können die Fakten noch so sprechend sein, das Gefühl wird sie immer übertönen. Jetzt hat sich die Theaterformation „Showcase Beat Le Mot“ dieses Sachverhalts einmal vorgenommen, genauer gesagt des Themas „Gefühle“. Wer hat Gefühle? Wer hat sie nicht? Was fühlt ein Denker, wenn er denkt? Oder fühlt er dann nicht, weil er denkt? Was fühlt eine Pflanze? Hat Geld Gefühle? Sie merken schon, was hier sich bereits in dieser kleinen Kolumne für ein Gefühlsfragengebirge aufgetürmt hat. Im Hau Hebbel am Ufer wird es einen ganzen Saal füllen: „Gefühle Großer Saal“ (Stresemannstr. 29, am 9., 10., 11. und 12. 12., jeweils 20 Uhr).

Ein ganz besonderes Gefühl ist das Heimatgefühl, nicht immer ein angenehmes, muss hinzugefügt werden. Denn das Heimatgefühl kann auch stark Richtung Hass ausschlagen. Besonders in der letzten Zeit wird das wieder verstärkt beobachtet. Der Theaterdokumentarist Hans Werner Kroesinger hat sich in seiner neuen Arbeit „Heimat reloaded“dem Begriff gewidmet, der diesem unheimlichen Gefühl zugrunde liegt, und zwar quer durch seine Geschichte in den letzten achtzig Jahren. Seit der Begriff „Heimat“ Anfang der 1930er Jahre schon einmal zu einer bedrohlichen Größe anschwoll. Wie er auch gerade wieder Dimensionen annimmt, wo er aufhört, gesellschaftsverträglich zu sein (HAU3, ab 10. 12., 19 Uhr).

Im Deutschen Theater steht die Uraufführung eines neuen Stücks des Dramatikers und Regisseurs Nuran David Calis auf dem Programm, das sich im weitesten Sinne ebenfalls mit aktuellen kollektiven Gefühlslagen auseinandersetzt. Im Zentrum von „Kuffar. Die Gottesleugner“ steht die Türkei und Calis setzt um das Jahr 1980 ein, kurz vor dem Militärputsch. Er verwebt die Situation damals in der Türkei mit bundesrepublikanischer Gegenwart und ihrer von Migration geprägten Gesellschaft, verschaltet revolutionäre Träume und Traumata Geflüchteter mit radikalen islamistischen Fantasien (Deutsches Theater, Premiere: 11. 12., 20 Uhr).

Im Ballhaus Ost drohen Frauen einmal wieder einen Gebär-, Pflege-, Putz- Koch- und Überhaupt-Streik an, um aus der elenden Gender-Versklavung endlich mal frei zu kommen. „How To Do Things With(out) Wurst“ ist die Angelegenheit überschrieben, für die sich eine Formation mit Namen EGfKA (Europäische Gemeinschaft für Kulturelle Angelegenheiten) verantwortlich zeichnet. Wir wünschen viel Erfolg! (Ballhaus Ost: How To Do Things With(out) Wurst“, 8.,10. und 11. Dezember, jeweils 20 Uhr).

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