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Gegenwind für Energiewende

Windkraft Zwei neue Volksinitiativen in Schleswig-Holstein fordern weniger Windräder im Land. Diese schadeten der Lebensqualität

Jetzt gibt es mächtig Gegenwind für die Energiewende in Schleswig-Holstein. Mit Unterstützung der Piraten-Partei wurden am Freitag in Kiel zwei Volksinitiativen vorgestellt, die den Ausbau der Windkraft verzögern oder verhindern wollen. „Wir stehen hier nicht als pöbelnde Wutbürger“, beteuerte Sprecherin Susanne Kirchhof bei der Vorstellung der Initiativen. Vielmehr seien diese ein konstruktiver Beitrag zur „immer verfahreneren Regionalplanung“ der Küstenkoalition aus SPD, Grünen und SSW.

Einer der Gesetzentwürfe sieht vor, den Mindestabstand zwischen Windrädern und Häusern auf 1.000 Meter zu erhöhen. Nach dem am Dienstag beschlossenen Regionalplan der Landesregierung sind für neue Anlagen im Land lediglich 400 Meter zu Einzelhäusern und 800 Meter zu Siedlungen vorgesehen. Die zweite Initiative fordert, den Bürgerwillen bei der Flächenauswahl rechtssicher zu verankern. Sie wird von den Piraten unterstützt. „Wir wollen Schleswig-Holstein zur direktdemokratischen Schweiz des Nordens umbauen“, sagte Piraten-Fraktionschef Patrick Breyer.

Die Initiativen befürchten zudem Gesundheitsgefahren und massive Eingriffe in die Landschaft. „Die Errichtung von Windkraftanlagen ist ein Eingriff in die Lebensqualität“, sagte Kirchhof. „Es ist nicht schön, wenn man sich bewegende Großindustrie in den Raum gestellt bekommt“, sagte die Initiativen-Sprecherin.

Die Regierung will die Zahl der Windräder bis 2025 von fast 3.100 auf 3.600 erhöhen. Knapp zwei Prozent der Landesfläche sollen für Windkraft genutzt werden. Der grüne Landtagsabgeordnete Detlef Matthiessen findet, dass das windverwöhnte Schleswig-Holstein einen größeren Beitrag zur Energiewende leisten müsse als andere Bundesländer: „Größere Abstände würden diese Zielerfüllung unmöglich machen“, warnte er. Der Kieler Landtag muss sich mit den Volksinitiativen befassen, wenn dafür mindestens 20.000 Unterschriften gesammelt werden. Sven-Michael Veit

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