GrenzeDonald Trump träumt von einer Mauer zwischen den USA und Mexiko. Der Slogan seiner Anhänger: „Build that wall“. Keine ganz neue Idee
: California Dreamin’

Kampagne in Mexiko-Stadt, in der die „Gringos“, also die US-Bürger in Mexiko, zur Wahlentscheidung gegen Trump und die Mauer aufgerufen wurden Foto: C. Jasso/reuters

Zu seltenen Anlässen werden extra eingerichtete Tore geöffnet, damit durch die Grenze getrennte Familien sich umarmen können. Border Field State Park, Kalifornien Foto: M. Blake/reuters

An einigen Stellen wurden die Stahlpfähle nach Protesten von Umweltaktivisten weiter auseinander gesetzt, damit Schlangen und Echsen durchkommen. Familien müssen draußen bleiben Foto: M. Blake/reuters

Die pinke Mauer: Das mexikanische Architekturbüro Estudio 3.14 nahm Donald Trump beim Wort. Wenn die Mexikaner schon seine Mauer bezahlen sollen, dann sollten sie sie aber auch nach ihrem Willen gestalten können. Sie handeln im Geiste des berühmten mexikanischen Architekten Luis Barragán, der seinen modernistischen Gebäuden gern Fassaden in „rosa mexicano“ verpasste, und visualisierten Trumps perversen Traum von der Mauer zwischen dem Golf von Mexiko und dem Pazifik in verschiedenen Varianten. Hier im Bild: der Verlauf durch die Grenzstadt Tijuana. Innerhalb der Mauer, so die Architekten, befinde sich ein Gefängnis für 11 Millionen Menschen, außerdem biete sie Platz für Shopping Center und könne auf ihrer Oberfläche als Aussichtsplattform für US-Amerikaner genutzt werden, die Mexikanern dabei zugucken können, wie sie an der Mauer scheitern Foto: Avalos/Estudio3.14/Ferrari Press/action press

Der heutige Zaun: Die US-mexikanische Grenze ist eine der meistfrequentierten der Welt. Jährlich gibt es rund 2,5 Millionen legale Überquerungen, 330.000 Migranten wurden 2015 festgenommen Foto: G. Arias/afp

Heutiger Grenzverlauf: Mit einer Länge von 3.145 Kilometern von San Diego (Pazifik) bis Brownsville (Golf von Mexiko) besteht er seit dem „Gadsden-Kauf“ von 1853. Damals kauften die USA den Mexikanern Gebiete von Arizona und New Mexico südlich des Gila River ab. Diese wurden gebraucht, um eine Eisenbahnlinie vom Atlantik nach Kalifornien zu bauen. Ein Plan, der allerdings nie realisiert wurde. James Gadsen war Chef der US-Eisenbahngesellschaft, der im Auftrag von Präsident Franklin Pierce die Verhandlungen führte.

Die erste Grenzsicherung: Im Wahlkampf zwischen Präsident George Bush und Bill Clinton wird der Ausbau der Grenzsicherung zum ersten Mal Thema. Bill Clinton gewinnt und beginnt die Operation „Gatekeeper“ in Kalifornien. Es folgen Texas (Operationen „Hold the line“ und „Blockade“, ab 1997 „Rio Grande“) und ab 1999 „Safeguard“ in Arizona. Bis dahin war die Grenze gar nicht oder nur durch einfachen Stacheldraht gesichert. In Kalifornien entstehen die ersten Metallzäune. An der Grenze zu Tijuana werden dafür Sandbleche benutzt, die aus dem Vietnamkrieg übrig waren und dort zum Bau von Landebahnen im Dschungel benutzt wurden.

Republikaner-Schock: Vor Trump hatte nur ein US-Politiker offen davon gesprochen, eine „Mauer“ bauen zu wollen: der Republikaner Pat Buchanan bei seiner Präsidentschaftskandidatur. Für seine Rede von der „Brandungsmauer gegen die Flüchtlingsflut“ wurde er vom eigenen Lager als Extremist geächtet und aus der Partei geworfen. Als Trump seinen Mauerplan vorstellte, warf ihm Buchanan vor, seine Idee geklaut zu haben.

Mauertote: Zwischen 1994 und 2000 stieg die Anzahl der Toten an der Grenze in Kalifornien laut der Internationalen Organisation für Migration um 500 Prozent. Die Migranten wichen wegen dem Zaun in unerschlossene Regionen wie Berge und Wüsten aus, wo sie starben. 2000 gab es 500 Tote. Die Ausgaben für die Grenzsicherung stiegen in derselben Zeit von 1,5 Milliarden Dollar auf 19,5 Milliarden Dollar.

Der Zaun wird Gesetz: Am 26. Oktober 2006 unterzeichnet Präsident George W. Bush den „Secure Fence Act“, das erste Sicherheitszaun-Gesetz der USA, dem auch die Senatoren Hillary Clinton und Barack ­Obama zustimmen. Der bestehende Grenzzaun wird auf eine Länge von 1.125 Kilometern erweitert, die United States Border Patrol auf 18.000 Leute aufgestockt. Stahlstreben, die bis zu 6,40 Meter hoch sind, und 1,80 Meter tiefe Doppel-Metallzäune werden installiert. Daneben Kameras, Flutlicht, Bewegungsmelder und Bodensensoren, teilweise auch nur Autohindernisse. Boeing erhält den Auftrag, einen „virtuellen Zaun“ zu bauen, was 2010 für gescheitert erklärt wird.

Trumps 10-Punkte-Plan: Punkt 1 des Wahlkampfprogramms lautete „Bau einer undurchlässigen Mauer an der südlichen Grenze“ an „Tag 1“. Für den Bau nannte Trump Kosten zwischen 8 und 12 Milliarden Dollar. Das allerdings, so das US-Unternehmen Bernstein Research, würde bei einer angenommenen Höhe von 12 Metern höchstens die Materialkosten decken. Das Institut schätzt die Gesamtkosten auf 15 bis 25 Milliarden Dollar. Dazu kämen jährliche Kosten für Instandhaltung und Einstellung von 21.000 Grenzschützern. Fünf Tage nach seiner Wahl nahm Trump seine Pläne teilweise zurück. Es gebe Regionen, in denen eine Mauer „nicht angemessen“ sei. In seinem 100-Tage-Programm vom 22. 11. taucht die Mauer nicht auf.