Nachtleben konferiert

Szene Clubbesitzer und Stadtentwickler suchen nach Konzepten fürdie „Stadt nach Acht“

„Musik und Alkohol haben Wechselwirkungen. Viele davon sind uns bekannt. Aber spätestens, wenn ihr den Musikantenstadl nüchtern anseht, wisst ihr, wovon ich rede.“ Musikwissenschaftler Hans Cousto beginnt seinen Vortrag auf der ersten Konferenz zum Nachtleben „Stadt nach Acht“ einschlägig. Im Watergate wird normalerweise zu Techno oder House getanzt, angeregt geplaudert oder literweise gebechert. Dieses Wochenende sitzen hier Clubbesitzer, Wissenschaftler, Stadtplaner*innen und Freiwillige der Drogenprävention zu psychedelischen Klängen von Pink Floyd.

Die Berliner Clubcommission hatte die Konferenz ins Leben gerufen, um dem Nachtleben weiterhin einen Raum in der Stadt zu erhalten, aber auch, um es sicherer und nachhaltiger zu gestalten. So kommen an drei Tagen Akteure der Szene und Politik zusammen, aus Berlin und aller Welt. Sie reden über Stadtentwicklung, Drogenprävention oder die Probleme des Nachtlebens.

So erfahren die Teilnehmenden, dass beispielsweise das SchwuZ mit Lärmbeschwerden wegen zuschlagender Taxitüren zu kämpfen hat oder in Großbritannien Champagnerflaschen zu Waffen umfunktioniert wurden. „We have to make the nightime a little bit more like the daytime“, plädierte einer der Vortragenden denn auch für mehr Sicherheit im Clubleben.

„Nicht nur an denSymptomen rumkloppen“

Dafür brauche es mehr Aufeinanderzugehen von Politik und Nachtleben. „Wir dürfen nicht nur an den Symptomen rumkloppen, das ist ein Thema für die Stadtentwickler“, forderte ein Vertreter der Szene.

Schön und gut, aber eine der letzten Zusammenkünfte der Konferenz zeigt das Dilemma: Clubbesitzer erzählen dort von ihrem Scheitern in der Zusammenarbeit mit Behörden. „Ich habe das Gefühl, gegen Wände zu rennen“, berichtete etwa der Besitzer des Kreuzberger Clubs Jonny Knüppel. Ein Protest müsse medienwirksam initiiert werden, schlägt das Publikum vor.

Die Konferenz strotzte nur so von Vorschlägen – nun liegt es an den Akteuren, bestehende Wände einzureißen.

Lisbeth Schröder