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PortraitDie Austeilerin

Es läuft eher mäßig für Petra Federau: Erst verlor sie ihren Posten als Landesgeschäftsführerin der AfD Mecklenburg-Vorpommern – freilich nicht wegen ihrer Hetztiraden gegen Flüchtlinge, über die sie unter anderem sagte: „Wir holen uns alle Krankheiten der Welt ins Land“, sondern wegen „Unregelmäßigkeiten“.

Im Mai wurde sie auf einem Sonderparteitag auch noch von der Landesliste abgewählt. Allerdings nicht, weil sie in feinster Höcke-Manier von „Umvolkung“ sprach, sondern weil sie ihre frühere Vermittlungstätigkeit für einen Escort-Service verschwiegen hatte.

Und nun droht der 46-jährigen vierfachen Mutter der Rausschmiss aus der Partei. Doch keineswegs, weil sie neulich auf ihrer Facebook-Seite gegen „wehrfähige ‚syrische‘ Männer“ pöbelte, die „ihr Land im Stich“ ließen und „das große All-inklusive-Versorgungspaket vom deutschen Steuersklaven“ forderten, sondern weil sie ihr Gift in die eigenen Reihen sprühte.

Sechs Minuten lang zog Federau am vergangenen Sonntag beim AfD-Parteitag in Gägelow über Parteikollegen aus ihrem Schweriner Kreisverband vom Leder: Der Vize-Vorsitzenden Ulf Theodor Claassen sei „skrupellos, hinterhältig und verschlagen“ und würde gemeinsam mit dem Vorsitzenden Thomas de Jesus Fernandes „hetzen, manipulieren und intrigieren“, um Mitglieder gegeneinander auszuspielen. Claassen sei „ein Meister der Verwandlung, der einem droht, ohne dass man es ihm nachweisen kann“. Er gefährde mit seinem „charakterlosen und cholerischen Gebaren“ die Partei.

Claassen zeigte Federau an – und trat selbst aus der AfD aus. 50 AfD-Mitglieder forderten ihren Parteiausschluss, Landtagsabgeordnete diskutierten Konsequenzen, Fraktions- und Parteichef Leif-Erik Holm sagte gegenüber dem NDR, Federaus Rede habe „viele irritiert“. Sie habe ein parteischädigendes Verhalten gezeigt.

Und während die AfD noch darüber berät, ob sie Federau rausschmeißen soll, hat sie selbst wieder einen Posten: als Wahlkreismitarbeiterin des AfD-Landtagsabgeordneten Dirk Lerche. Der sitzt mit ihr in der Schweriner Stadtvertretung. Mal sehen, wie lange sie den Job diesmal behält. schn

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