Unverbremt: Risse im Universum
Die Holzkonstruktion im Universum Science Center weist Risse auf. Ob das beunruhigend istoder nicht, darauf kann man sich seit Monaten nicht recht einigen
In der Kosmologie steht „Big Rip“ für „das großes Zerreißen“, auch „Endknall“. Im Universum Science Center Bremen beschäftigt man sich zurzeit mit deutlich kleineren Rissen, und zwar in der Tragkonstruktion des Gebäudes aus Brettschichtholz. Hierbei handelt es sich um aufeinander geleimte Bretter, die wahre Highlights der Architektur ermöglichen. Eins davon ist der muschelförmige Bau des Science Centers.
Dicke Balken sind steif, dünne Bretter dagegen biegsam. Biegt man Bretter vor der Verleimung, bleibt die Form nach Aushärtung des Leims erhalten. Doch Holz arbeitet, wie man sagt. Bei Feuchtigkeitsaufnahme quillt es, bei Abgabe schwindet es. Das passiert zum Beispiel, wenn sich das Raumklima ändert.
Trocknet das Holz an der Oberfläche so stark, dass die inneren Schichten nicht schnell genug „mitschwinden“, treten Spannungen auf, die Risse verursachen. Und eben solche Risse sind am Brettschichtholz des Universums reichlich zu finden. Erste Risse traten schon kurze Zeit nach dem Bau des Objektes im Jahr 2002 auf, und zwar so extrem, dass sie mit einer Klebemasse verfüllt werden mussten. Davon erfuhren angeblich weder die Planer, noch das Universum selbst. Doch darauf hingewiesen bestätigt Pressesprecher Tobias Wolff Ende Oktober 2015: „Sie sind ja überall im dritten Obergeschoss zu sehen, wo die Leimbinder stärker ausgebildet sind als in der Wölbung unter dem Dach.“ Auch die Wirtschaftsförderung Bremen GmbH (WFB) wurde offenbar bei der Hilfszusage nach den finanziellen Problemen im Jahre 2013 nicht über die Risse informiert; Unterlagen, in denen die Sanierung aufgeführt sein müsste, hat die WFB nicht bekommen.
Eine erste Untersuchung im Juni 2015 ergab zunächst keine neuen Risse. Doch so genau hatte der Gutachter wohl nicht hingeschaut. Nach weiteren Hinweisen räumt man die Bildung neuer Risse ein. Ob ein statisches Problem besteht und eine erneute Sanierung erforderlich wird, ist aber bisher nicht bekannt. Weitere Untersuchungen wurden zwar im Sommer eingeleitet, die Ergebnisse liegen bisher aber nicht vor, teilt die WFB mit. Und außerdem sei nun die UMG, die Universum Managementgesellschaft mbH, wieder selber zuständig, die werde sich nach Vorlage, Sichtung und Beurteilung der Ergebnisse melden – so läuft es halt in Bremen. Johann Müller
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