: Von der Absicht, (k)eine Paywall zu errichten
Geld Mit „Plus“-Modellen bitten Zeitungsverlage ihre LeserInnen neuerdings online zur Kasse
Die Bezeichnung ist so einfach wie einleuchtend: „Plus“ heißen die Angebote, die LeserInnen dazu bringen sollen, im Internet Geld für journalistische Inhalte auszugeben. Nach SZ und Spiegel hat nun kürzlich auch die FAZ ein Digital-Bezahlangebot unter diesem Label eingeführt. Etabliert hat sich die Bezeichnung, die ein wenig nach Waschmittel klingt, durch Bild Plus.
Unter Spiegel Plus werden einzelne Artikel sowohl aus dem Heft als auch von Spiegel Online verkauft. Bezahlt wird mit einer Art digitalem Bierdeckel von Laterpay. Bei der SZ ist seit Einführung des Plus-Modells nur noch ein bestimmtes Kontingent an Onlinetexten kostenlos abrufbar. Auch auf FAZ.net gibt es neben den Gratis-Inhalten ein kostenpflichtiges Angebot.
Die Branche scheint sich nicht nur bei der Namensgebung geeinigt zu haben. Immer mehr Medienhäuser und Zeitungen zäunen ihre Schmuckstücke ein und versuchen die Menschen auf diese Weise in den eigenen Premium-Garten zu locken. Plus suggeriert: Es gibt mehr Auserwähltes, das Beste vom Besten. Den Produkten ist allerdings anzusehen, dass sie mehr auf Erlöse zielen. Auf der Suche nach einem Geschäftsmodell wird viel ausprobiert, das ist nachvollziehbar.
Bloß scheint es so, als wolle man Menschen nur über den Negativeffekt motivieren, sonst nicht an die bewährten, markengestützten Inhalte zu kommen. Die Branche krankt damit an einem Geburtsfehler ihrer digitalen Produkte: Diese versuchen, Grenzen und Hürden da einzuziehen, wo sie übergestülpt und künstlich erscheinen müssen. Doch digitale Information will verbreitet und geteilt werden. Sie schert sich nicht um die Bedingungen ihrer Produktion. Darin liegt aber auch die Chance, das Verhältnis zwischen Produzent und Konsument im Digitalen neu zu definieren.
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