Neymar zahlt großen Preis

Betrug Ein spanischer Ermittlungsrichter fordert ein Verfahren gegen den brasilianischen Star, seinen Vater und Barça, weil sie bei dessen Klubwechsel Partner um Geld geprellt haben sollen

Neymar soll in ­Brasilien wegen Steuerhinterziehung insgesamt 45 Millionen Euro bezahlen

MADRID taz | Der Stürmer des FC Barcelona Neymar da Silva Santos muss wohl bald vor Gericht. Der zuständige Ermittlungsrichter an der spanischen Audiencia Nacional in Madrid verlangt in seinem Abschlussbericht ein Strafverfahren wegen Betrugs gegen den 24-jährigen Star aus Brasilien. Beim Transfer vom FC Santos nach Katalonien soll es nicht mit rechten Dingen zugegangen sein.

Die Frage aller Fragen lautet: Was hat der Spieler tatsächlich gekostet? Der brasilianische Investmentfonds DIS hielt zur Zeit des Wechsels Neymars vom FC Santos zum FC Barcelona im Jahr 2013 40 Prozent an den Transferrechten des Spielers und verdiente damit 40 Prozent der offiziellen Ablösesumme von 17,1 Millionen Euro. Doch – so ergaben die Ermittlungen – kostete Neymar den FC Barcelona tatsächlich mindestens 83 Millionen Euro. Die Anklage lautet unter anderem „Korruption zwischen Privatpersonen“, „Betrug“ und „Unterschlagung“. DIS geht davon aus, dass die Familie und der Klubs gemeinsam den tatsächlichen Preis vertuschten. Es sind Haftstrafen von bis zu zwei Jahren möglich. Außerdem kann der Richter Geldstrafen in Millionenhöhe verhängen.

Auch der Vater Neymars, der als Manager agiert, sowie die beiden Vereine und Barça-Präsident Josep Bartomeu und dessen Vorgänger Sandro Rosell, der im Laufe des Neymar-Skandals zurückgetreten war, sollen, so der Ermittlungsrichter, mitangeklagt werden. Die Staatsanwaltschaft hat jetzt die Entscheidung.

Laut Ermittlungen haben Spieler, Vater und Barça „den Transfermarkt beeinflusst und verhindert, dass der Spieler unter freiem Wettbewerb auf den Markt kommt“. Dem FC Barcelona Vorstand wird deshalb „Betrug“ vorgeworfen. Offiziell beziffert der FC Barcelona die Ablösesumme auf 57,1 Millionen Euro – 40 Millionen für die Familie Neymars und 17,1 Millionen als Ablöse an den FC Santos. Der FC Barcelona hat zu Beginn der Ermittlungen bereits eine Strafe des Finanzamtes von 5,5 Millionen Euro akzeptiert und bezahlt.

Auch Neymar soll in Brasilien wegen Steuerhinterziehung 45 Millionen Euro bezahlen. Sein Vater soll einen Großteil der Verdienste Neymars an Unternehmen in Steuerparadiese weitergeleitet haben.

Genau diese Summe brachte die Verhandlungen zwischen Neymars Manager-Vater und dem französischen Club Paris Saint Germain (PSG) letzten Sommer zum Scheitern. Das berichtete die französische Sportzeitung L’Equipe. Klub-Präsident Nasser Ghanim al-Khelaifi, ein Geschäftsmann und ehemaliger Tennisspieler aus Katar, sei demnach bereit gewesen 190 Millionen Euro für die Ausstiegsklausel an den FC Barcelona sowie jährlich 40 Millionen an den Spieler zu bezahlen. Außerdem sollte Neymar einen Privatjet erhalten. Als der Vater verlangte, dass der PSG noch die 45 Millionen für das Finanzamt in Brasilien übernehme, platzten die Verhandlungen. Wenig später unterzeichnete Neymar einen erneuten Vertrag beim FC Barcelona bis 2021. Offiziell verdient er dort nun 15 Millionen Euro pro Jahr. Reiner Wandler