Press-Schlag
: Niemand braucht ein öffentlich-rechtliches FC-Bayern-TV

Die ARD zeigte im Pokal mal wieder die Münchner. Dabei lässt sich bei anderen Partien viel mehr erleben

Das Fußballfachmagazin 11 Freunde setzte unter der Woche einen kritischen Post ab und hatte damit hatte ganz recht: Zweite Pokalrunde, öffentlich-rechtliches Livespiel, und wieder wurde der FC Bayern München gezeigt, diesmal gegen den FC Augsburg. Und nicht nur der neutrale Zuschauer fragte sich, warum. Warum? Gab es nicht noch ein uninteressanteres Spiel? Spielte nicht auch Heidenheim oder so? Ernsthaft: Es gab andere, interessantere Duelle von Bundesligisten wie Köln gegen Hoffenheim, das sogar in die Verlängerung gehen musste. Es gab Spiele mit Tradition wie Nürnberg gegen Schalke oder St. Pauli gegen Hertha. Aber nein. In der ARD spielten die Bayern. Wie das wohl ausgegangen ist? Und hat man wenigstens kritische Stimmen um den Dauermeister herum vernommen? Ohne jetzt die ganz große Keule herauszuholen: Ein öffentlich-rechtliches FC-Bayern-TV, das braucht wirklich niemand.

Wie gut, wenn man da ein Sky-Abo hat oder eine Kneipe mit Abo in der Nähe, oder wenigstens jemanden kennt, der so ein Abo zu Hause hat. So geht Demokratie, für die man bezahlen muss (aber ach, für die Fußballrechte in ARD und ZDF zahlt man ja auch): Da kann man sich sein Spiel aussuchen oder gleich auf Konferenz gehen. Außerdem fördert das das Sozialleben, weil man eben sozial guckt. Auch wenn man nicht ganz so helle Kommentare ertragen muss wie „Die spielen, als wären sie gar nicht aufm Platz“ (erste Halbzeit zu Leverkusen in Wolfsburg) oder tolle Werbebanden wie „Deutschlands Badausstatter Nummer 1“ (bei Gladbach gegen Frankfurt) anschauen. Und wenn man wie ich am Wochenende in AfD-Country zu Gast ist, also irgendwo in Deutschland außerhalb der ganz großen Städte, darf man auch die Meinung vernehmen, dass die dauernden Fangesänge gar nicht real sind, sondern eingespielt werden. Ja, alles Lüge. Der Aluhut liegt greifbar neben der Schüssel mit den Chips.

Ist man dann aber noch auf einen Restaurantbesuch eingeladen, während gleichzeitig das Ruhrpottderby als Abendspiel läuft, zeigen sich wiederum andere Effekte: Irgendjemand schaut gerade immer auf sein Handy. Ein permanentes Raunen zieht sich durchs Lokal: Immer noch 0:0! Und zu gern hätte man die stille Post dann ganz laut werden hören – aber ein Tor wollte nicht fallen. Weder für die Schwarz-Gelben noch für die in Königsblau.

Der Spieltag selbst war dann leider etwas langweilig. Die bereits angesprochenen Bayern durften gleich ins Rückspiel bei den bereits angesprochenen Augsburgern und schlugen sie dank erster Garde mit demselben Ergebnis wie am Mittwoch (hätte die ARD übertragen, wenn sie gedurft hätte? Hätte sie). Bayer Leverkusen drehte das Krisenspiel beim anderen Werksclub und darf sich über eine Trainerdebatte freuen, die vorerst noch einmal verschoben wurde. Der VfL hingegen wird sich eine andere Lösung als die zurzeit gelebte suchen müssen – Valerien Ismael ist augenscheinlich kein André Schubert. Werksclub 3, Sektion Ost, gewann auch bei den Lilien und schickt sich an, Hoffenheim (Werksclub 4) Winter 2008 nachzuahmen. Herbstmeisterschaft. Ein kleiner Lapsus in München, und es ist so weit. Werksclub 5 könnte als Erster wieder aus der Oberklasse verschwinden – diesmal setzte es ein 0:2 beim unteren Karnevalsverein aus Mainz. Ich lehne mich mal aus der Windschutzscheibe (habe übrigens in besagtem Restaurant gelernt, was ein Federbein ist – AfD und Deutschland einig Autoland liegen nicht weit voneinander entfernt, eine halbe Autostunde höchstens) und sage: Abstieg des FC Ingolstadt, der VfL Wolfsburg in der Relegation – die Zeit des fossilen Individualverkehrs erlebt ihre Götterdämmerung. Auch der ruhmreiche FC Bayern … Ach, lassen wir das.

Rene Hamann