: Blauer Engel für Fairphone2
Umweltzeichen Bundesumweltministerin Hendricks vergibt die Umwelt-Auszeichnung an das niederländische Produkt. Studien halten Kaufanreiz für das faire Smartphone für kontraproduktiv
Über 12.000 Produkte und Dienstleistungen sind bislang mit dem 1978 eingeführten Umweltzeichen ausgezeichnet worden. „Der Blaue Engel ist ein freiwilliges Zeichen, das heißt, die Unternehmen müssen sich darum bewerben und ihre Produkte zertifizieren lassen“, so Wagner. Entscheidend seien vor allem Vergabegrundlagen, in denen die spezifischen Anforderungen und Nachweise festgehalten sind.
Demnach dürfen Mobiltelefone keinen SAR-Strahlenwert haben, der höher als 0,60 Watt pro Kilogramm ist. „Für eine problemlose Zweitnutzung soll das Mobiltelefon zudem über die Möglichkeit der Löschung oder Entnahme sämtlicher auf dem Gerät gespeicherten persönlichen Daten verfügen.“ Außerdem müssen Akkus leicht austauschbar, Software-Updates des Betriebssystems durchführbar sowie die Kapazität des Speichers als auch des Akkus nachträglich aufrüstbar sein. Im Falle des Fairphone 2 wird Letzteres durch die modulare Bauweise ermöglicht.
Inwieweit die strengen Richtlinien zu einem nachhaltigeren Konsum führen, ist ungewiss. In einer Studie des Fraunhofer-Instituts für Zuverlässigkeit und Mikrointegration (IZM) und der Deutschen Umwelthilfe wurde festgestellt, dass Konsument*innen vor dem Kauf des Fairphone 2 häufig noch funktionierende Mobiltelefone besaßen. Es bestand also gar keine Kaufnotwendigkeit. Der Kaufwunsch als solcher sei daher ein fehlerhafter Anreiz. Letzten Endes könnte das faire Smartphone mit Gutem-Gewissen-Faktor so sogar zu einem unbedachteren Konsum führen.
Mit der Auszeichnung des Fairphone 2 hofft das Umweltbundesamt (UBA) andere Hersteller motivieren zu können, ihre Produkte nachhaltiger zu gestalten. Denn das Interesse der Mobilfunkbranche an einer Auszeichnung mit dem Blauen Engel sei noch recht verhalten. Woran das liege, darüber könne man leider keine Aussage machen. Daniel Koßmann
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