Große Unruhe im Dschungel vor der Räumung am Montag

FrankreichEin großes Polizeiaufgebot und eine minutiöse Planung sollen Widerstand verhindern

Jeder und jede soll zwischen zwei Reisezielen wählen dürfen

AUS PARIS Rudolf Balmer

„The jungle is finished!“ lautet die Botschaft der Hilfsorganisationen an die rund 6.000 Menschen, die noch im „Dschungel“ neben Calais am Ärmelkanal lebten. Laut dem dem Vorsitzenden des Hilfswerks „Auberge des migrants“, Christian Salomé, machte die Nachricht in den Zelten und Hütten langsam die Runde. Viele hätten Angst, von bisherigen Gefährten oder Verwandten getrennt zu werden. Die rund 400 MitarbeiterInnen der humanitären Organisationen gehörten am Wochenende zu den wenigen, denen die Polizei den Zutritt zum Industriegelände Les Dunes in der Nähe der Fährhafenzufahrt erlaubt.

In der Nacht zum Sonntag ist es zu Krawallen gekommen. Aus einer Gruppe von mehreren Dutzend Menschen flogen Steine auf Polizisten, die dann Tränengas einsetzten, berichtete der Sender BFMTV.

Die französische Regierung will das umstrittene Lager von diesem Montag an auflösen. Die Migranten sollen mit Bussen in Aufnahmezentren im ganzen Land verteilt werden. Die Behörden schätzen, dass sich im „Dschungel“ bis zu 200 Aktivisten der No-Border-Bewegung aufhalten, die für eine Welt ohne Grenzen eintreten.

Zu den bereits 2.100 anwesenden Beamten hat das Innenministerium 1.250 Polizisten und Gendarmen nach Calais beordert, damit die Operation wie geplant abläuft. Gleich nach dem Startsignal um Punkt 8 Uhr am Montag sollen die „Freiwilligen“ in einen speziell gemieteten Hangar gebracht werden. Dort müssen die Migranten und Flüchtlinge in vier Warteschlangen anstehen. Jeder und jede soll zwischen zwei verschiedenen Regionen des Landes als Reiseziel „wählen“ dürfen, in das sie dann mit einem farbigen Band am Handgelenk per Bus transportiert werden. Vorher aber müssen sie ihre Personalien angeben.

Die Busse werden eskortiert, denn die Behörden möchten nicht, dass die Evakuierten bereits vor der Ankunft in den für sie vorgesehenen CAO (Centres d’accueil et d’orientation) verloren gehen. Bereits am ersten Tag möchten die Behörden so die Hälfte der Menschen des „Dschungels“ mit 60 Bussen reibungslos wegbringen.

Im den Containern bei Calais bleiben aber noch rund 1.200 Minderjährige, deren Situation separat geprüft wird. Fast die Hälfte von ihnen, die Familienangehörige in England haben, müssten von Großbritannien aufgenommen werden. Die britischen Behörden aber akzeptieren dies nur von Fall zu Fall.