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Berliner SzenENIm Supermarkt

Störung im Betrieb

„Junge Frau!“, sagt es da vor mir. Ich schrecke hoch

Dienstag, 17 Uhr. Rushhour im Supermarkt, und es ist perfekt. Ich bin perfekt! Ich habe die Milchtüten vor dem Weichkäse auf dem Kassenband platziert. Ich habe daran gedacht, die Weintrauben ganz nach hinten zu legen und die Kartoffeln ganz nach vorne. Schwer kommt auf dem Kassenband vor leicht, damit es dann in der Einkaufstüte nachher genauso ist. Logisch, oder? Vergesse ich aber immer.

Ich habe also meinen Beutel in der Hand, es wird auch alles hineinpassen. Wenn jetzt das Kind, das ich im Einkaufswagen vor mir herschiebe, noch das Joghurtglas aufs Kassenband fallen lässt und nicht daneben, dann werde ich den Betriebsablauf mal überhaupt nicht stören. Denn Payback-Punkte sammle ich nicht, und Geld abheben will ich auch nicht.

„Junge Frau!“, sagt es da vor mir. Ich schrecke hoch und suche den Körper zu der Stimme. Ich finde nichts auf Augenhöhe, also schaue ich tiefer. Dort, ungefähr 1,50 Meter über den Supermarktfliesen, fixieren die resoluten Augen zweier unglaublich kleinen, unglaublich alten Damen – nein, nicht mich, sondern die Kassiererin.

Die lässt sich nicht beirren. Das lassen sich die Seniorinnen aber auch nicht. „Junge Frau“, sagt die eine und lehnt sich vertrauensvoll in die Kassiererkabine. Jetzt hat sie die Aufmerksamkeit der Verkäuferin, die deshalb meine Milchtüten nur noch mit halber Geschwindigkeit über den Scanner schiebt. Die Schlange hinter mir wird unruhig. „Sagen Sie, junge Frau, kann ich bei Ihnen mit Scheckkarte zahlen?“ – „Was?“ – „Na, mit Scheckkarte.“

„Scheckkarte!“, insistiert Seniorin Nummer zwei. „Meinen Se EC-Karte?“ – „Was?“ Umständlich kramt Seniorin Nummer eins in ihrer Handtasche.

Die Schlange hinter mir ist nun vollkommen fasziniert von diesen beiden Botschafterinnen der Vergangenheit, die offenbar das erste Mal seit ungefähr der Jahrtausendwende wieder einen Supermarkt betreten. „Warten Sie, junge Frau, ich zeige Ihnen die Karte. Sie haben ja sicher einen Moment, nicht wahr?“ Nicht wahr. Anna Klöpper

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