Volk darf schon mal kraxeln und luschern

Teilhabe Endlich dürfen wir ab nächster Woche auf die Elbphilharmonie-Plaza. Aber nicht alle zugleich

Auf die paar Tage käme es nach zehn Jahren Bauzeit eigentlich nicht mehr an. Aber der schöne Schein ist auch was wert. Deshalb haben die Elbphilharmonie-Granden beschlossen, das „gemeine Volk“ schon drei Monate vorm Eröffnungskonzert auf dem Gebäude herumkraxeln zu lassen. Am Freitag, den 4. November, nach dem offiziellen Festakt um 13.45 Uhr, werden die ersten HamburgerInnen auf die Plaza der Elbphilharmonie dürfen.

Der Ort ist mit Bedacht gewählt. Denn dieser – unabhängig von Luxushotel und Konzert betretbare – Rundumgang ist das Herzstück der politischen „Haus für alle“-Kampagne. Mit ihr hat die Politik all die Jahre von Kosten, Planungsfehlern und Baustopps abzulenken versucht, um das Volk milde zu stimmen.

Architektonisch fungiert die Plaza als Scharnier zwischen Alt und Neu: dem einstigen Kakaospeicher Werner Kallmorgens von 1963 und dem darauf gesetzten Glas-„Parasitenbau“ der Architekten Herzog & de Meuron. Der wirkt von unten wie ein weißer Dachsbauch und steht auf so dünnen Säulenbeinchen, dass man manchmal Angst bekommt.

Unbegrenzt Platz ist übrigens nicht auf der 37 Meter hohen Plaza, sodass höchstens 1.200 Menschen gleichzeitig hoch dürfen, um Teilhabe zu genießen. Am besten mit Mütze und Schal, denn es ist kalt und zugig da oben.

Aber was ist das schon gegen eine Anfahrt, die zwischen Wintermärchen und Geisterbahn changiert? „Tube“ haben sie die 82 Meter lange geschwungene Rolltreppe genannt, die die Besucher erst zum Panoramafenster im 6. Stock bringt und von dort mit einer zweiten Kurz-Rolltreppe auf die Plaza.

Allerdings, auch die „Tube“ hatte ihren Baumängel-Skandal: 2013 zeigten sich Risse in der hellgrünen Glasverkleidung, was zu Rechtsquerelen, irgendwann zu Abriss und Erneuerung führte.

Aber jetzt ist alles gut und basisdemokratisch. Jedenfalls theoretisch, denn natürlich müssen Plaza-Interessenten Tickets buchen. Und natürlich kostet das, wenn sie es online tun, zwei Euro, damit wir mit Plaza-Ticket-Handel im Internet keinen Schindluder treiben.

Kostenlose Tickets für denselben Tag soll es ab Samstag, den 5. November am Plaza-Ticket-Automaten im Elbphilharmonie Besucherzentrum am Kaiserkai sowie im Eingangsbereich der Elbphilharmonie geben. Fürs Eröffnungswochenende am 5. und 6. November sind aber fast alle Karten weg. Bis es wieder welche gibt, kann man vielleicht auf die Aussichtsplattform des Hamburger Michel fahren. Sie überragt die Plaza um 45 Meter. Und bietet einen phantastischen Blick. ps