Von der Nordsee ins Kohlerevier

Energie Netzbetreiber Amprion plant neue Stromtrasse zwischen Emden und Meerbusch-Osterath

FREIBURG taz | Eine weitere Hochspannungstrasse wird nun konkret: Der Dortmunder Übertragungsnetzbetreiber Amprion hat am Mittwoch seine Pläne für eine Verbindung zwischen Emden an der Nordsee und dem Raum Meerbusch-Osterath im Rheinland vorgestellt. Unter dem Projektnamen „A-Nord“ will das Unternehmen, das zu rund einem Viertel der RWE AG und zu fast drei Vierteln Finanz­investoren gehört, eine 320 Kilometer lange Gleichstromtrasse realisieren.

Deren Übertragungskapazität soll sich auf zwei Gigawatt belaufen, das entspricht der Erzeugung von zwei Großkraftwerken. Amprion begründet die Notwendigkeit der Leitung mit dem Windstrom aus dem Norden, der in die Verbrauchszentren im Westen und Süden Deutschlands transportiert werden soll. Kritiker allerdings bezweifeln immer wieder die Notwendigkeit solcher Ferntrassen.

Das einst aus dem RWE-Konzern ausgegründete Netzunternehmen hatte seine Planungen neu aufgerollt, nachdem die Bundesregierung zu Jahresbeginn den Vorrang der Erdverkabelung beschlossen hatte. Die genauen Trassenkorridore stehen noch nicht fest, sie sollen nun mit Öffentlichkeitsbeteiligung bis Anfang 2018 erarbeitet werden. Ziel der Planungen ist es, eine möglichst geradlinige Trasse zu finden; diese würde streckenweise eng an der Grenze zu den Niederlanden verlaufen.

Nachdem der Übertragungsnetzbetreiber Tennet mit seinem Projekt Suedlink auf große Widerstände gestoßen war und darauf in der vergangenen Woche mit der Entscheidung zugunsten von Erdkabeln reagierte, hofft nun auch Amprion mit der vorrangigen Erdverkabelung auf weniger Proteste. Die Inbetriebnahme der Leitung ist für das Jahr 2025 geplant.

Allerdings liegen große Städte wie Duisburg und Krefeld im Untersuchungsraum, was zu einigen Konflikten führen dürfte. In Osterath hatte es in den vergangenen zwei Jahren massive Widerstände gegen die für die Gleichstromumwandlung notwendige Konverterstation gegeben. Die nämlich benötigt eine Fläche von 100.000 Quadratmetern und Hallen bis 18 Meter Höhe. Nun soll sie wenige Kilometer südlich von Osterath gebaut werden.

Von dort aus ist geplant, die Gleichstromleitung bis ins ­baden-württembergische Phi­lipps­burg weiterzuführen. Dies soll aber weitgehend auf bestehenden Trassen erfolgen.

Bernward Janzing