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heute in hamburg„Gewalt ist gängiges Thema“

Hingesehen Die Journalistin Susanne Groth stellt in St. Pauli ihren Bildband über Obdachlose vor

privat
Susanne Groth

53, die freie Journalistin arbeitet unter anderem mit politischen Flüchtlingen aus dem Iran zusammen.

taz: Frau Groth, der Bildband, den Sie zusammen mit Markus Connemann herausgeben, heißt „Abseits. Vom Leben am Rande der Gesellschaft in Hamburgs Mitte“. Das klingt nach einer Geschichte, die Mitleid erregen dürfte, oder?

Susanne Groth: Die Fotoaufnahmen und Gespräche mit den Obdachlosen entstanden im CaFée mit Herz. Natürlich sieht man dort auch Elend und Leid. Wir haben aber entdeckt, dass viele dort noch Leben in sich haben, dass sie trotz der harten Verhältnisse auf der Straße auch lächeln können.

Und was zeigen die Aufnahmen tatsächlich?

Beides. Uns ging es nicht darum, irgendetwas auszusortierten. Wir wollten die Bilder und Geschichten wertfrei und möglichst authentisch wiedergeben, als Protokollanten quasi. Dabei sind 30 Berichte und 60 Fotos entstanden, zwei Fotos pro Person also.

Was hat die Protokollantin Groth alles erfahren?

Ich sage Ihnen ehrlich: Ich musste mehrmals schlucken. Neben den Obdachlosen habe ich auch mit einem Arzt gesprochen, der kostenlos medizinische Untersuchungen anbietet. Die Geschichten, die er erzählte, waren schon heftig. Ich frage mich, wie so etwas in einer zivilisierten Welt passieren kann.

Haben Sie konkrete Beispiele?

Viele leiden an Diabetes und haben deshalb kaputte Füße. Es gab auch einen mit Tuberkulose, den der Arzt unter Quarantäne stellen musste. Auch Gewalt ist leider ein gängiges Thema. Ein Patient wurde geschlagen. Mit einer Schädelverletzung lieferte man ihn ins Krankenhaus ein, wo er einen Verband um den Kopf gebunden bekam. Abends wurde er wieder entlassen. Am nächsten Morgen war der Verband weg. Geklaut!Wer stiehlt denn einen Kopfverband?

Genau das habe ich mich auch gefragt. Der Arzt meinte, Mullbinden kann man auch gut um Hände wickeln. Das wärmt.

Ins CaFée mit Herz kommen täglich 400 Gäste. Wie haben Sie genau die 30 herausgesucht, die solche Geschichten mitbringen?

Es gab keine bestimmten Kriterien. Wir haben alle befragt, die sich auch fotografieren lassen wollten. Deshalb sind auch zu zwei Dritteln Männer abgebildet. Frauen wollten sich nicht so gerne abbilden lassen.

INTERVIEW: David Joram

Präsentation des Bildbands „Abseits“ mit musikalischer Begleitung der Symphoniker Hamburg: 17 Uhr, Gesundheitszentrum St. Pauli, Seewartenstraße 10

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