Nabu warnt vor Klagewelle in Hamburg: Widerstand gegen Autobahn
Naturschutzbund Nabu und Anwohner kritisieren geplante Hafenquerspange im Süden Wilhelmsburgs. Dabei gebe es eine Alternative, bei der der Bund mitzöge
Die Autobahn würde zusätzlichen Verkehr erzeugen und den Ausbau der U-Bahn in Frage stellen, warnen die Kritiker. Zudem beschnitte sie die städtebaulichen Entwicklungsmöglichkeiten Wilhelmsburgs, kritisiert der Verein Zukunft Elbinsel. Dabei gebe es eine Alternative, an der sich der Bund nach Signalen aus Berlin ebenfalls beteiligen würde.
Das Thema einer Verbindung der Autobahnen 7 und 1 quer durch den Hafen wird unter dem „Stichwort“ Hafenquerspange“ seit Jahrzehnten diskutiert. Die aktuelle Südvariante stellte der schwarz-grüne Senat 2009 vor: im Bogen um Moorburg herum und südlich, teils in einem Trog an Wilhelmsburg vorbei. Das galt als Fortschritt gegenüber dem Plan, nördlich von Wilhelmsburg eine riesige Autobahnbrücke über den Spreehafen zu spannen.
Die Südvariante hat das schwarz-rote Bundeskabinett im August mit knapp 900 Millionen Euro im vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans für 2030 veranschlagt. Stimmt der Bundestag zu, ist der Weg frei. Doch der Nabu und der Verein Elbinsel plädieren dafür, dieses Fass noch einmal auf zu machen und das Geld für eine verbesserte Nord-Variante zu verwenden, die keine Autobahn wäre: eine neue Köhlbrand-Querung, die wegen des Alters der Köhlbrandbrücke ohnehin fällig ist, einen Ausbau des Veddeler Damms und einen Tunnel unter der Veddel.
Eine Querverbindung durch den Hafen wird seit Jahrzehnten diskutiert.
Besonders akut war das vor der Finanzkrise 2008, als der Güterumschlag und damit der Verkehr im Hafen stark wuchs.
Jetzt nähert sich von Stade her die im Bau befindliche neue Autobahn A26, die in den Augen mancher Planer einfach geradeaus verlängert werden könnte.
Für eine Autobahn im Süden Wilhelmsburgs geht der Bundesverkehrswegeplan von 32.000 Autos täglich aus, darunter gut 5.000 Lastwagen.
Beim PKW-Verkehr würde der allergrößte Teil erst durch die Autobahn entstehen.
Lebensräume mit 53 Pflanzen- und zwölf Brutvogelarten der Roten Liste würde die Autobahn laut dem Nabu zerstören.
„Im südlichen Verlauf gibt es verschiedene Naturräume, die stark betroffen sind“, sagt der Nabu-Vorsitzende Alexander Porschke. Dabei sei die ins Auge gefasste Variante mit Abstand die schädlichste. Sie würde Lebensräume mit 53 Pflanzen- und zwölf Brutvogelarten der Roten Liste zerstören. An den Kragen gehen könnte es dem Wachtelkönig ebenso wie der Bekassine und dem Moorfrosch.
Porschke befürchtet, dass eine Autobahn im Süden auch haushalterisch blödsinnig wäre für die Stadt. „Das läuft darauf hinaus, dass die Köhlbrand-Querung auf Hamburger Kosten gehen wird“, sagt er, denn auf deren Erneuerung werde die Hafenwirtschaft bestehen und zweimal werde der Bund nicht bezahlen.
Die Frage dabei wäre, ob er für die Nordvariante überhaupt zahlen würde, denn sie wäre weder Autobahn noch Bundesstraße. Manuel Humburg vom Verein Zukunft Elbinsel verweist dazu auf eine Podiumsdiskussion des Umweltverbandes BUND zum Bundesverkehrswegeplan am Montag in der baden-württembergischen Landesvertretung in Berlin. Dort habe der parlamentarische Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium Enak Ferlemann (CDU) gesagt, es könne über die Beteiligung des Bundes an einer solchen Nordvariante alternativ zu einer Südspange verhandelt werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!