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Das italienische Wanderkino

FILM-PAKET Im Hamburger Metropolis beginnt in dieser Woche die Tournee des 19. Festivals „Cinema Italia“

Eine Sommerkomödie darüber, dass Leben und Theater nicht zu trennen sind

Italien war einmal eine der großen Filmnationen Europas. Zwar hat Gianfranco Rosi mit der Dokumentation „Seefeuer“ den Goldenen Bären auf der Berlinale gewonnen, aber es finden insgesamt nur wenige italienische Filme einen deutschen Verleih. Eine Chance, manchmal die einzige, bietet die Reihe „Cinema Italia“. Einmal mehr veranstaltet vom italienischen Ministerium für Kultur und Touristik wird sie bis Mitte Dezember durch insgesamt 34 deutsche Städte tingeln. Im Norden ist das Sechs-Filme-Paket in Braunschweig, Bremen, Oldenburg, Hannover, Lüneburg, Kiel, Lübeck und Göttingen zu sehen, und dass die Tournee im Hamburger Metropolis-Kino beginnt, hat schon Tradition.

Nicht Teil des Programms ist „Rom, Open City“ von Roberto Rossellini, den das Hamburger Kino sozusagen als Antipasto am morgigen Freitag im Original mit englischen Untertiteln zeigt: Der Film aus dem Jahr 1945, der als Beginn des Neorealismus gilt, zeigt, wie die deutschen Besatzer 1943/44 in Rom wüteten. In Deutschland durfte er erst 1961 gezeigt werden – man befürchtete „völkerverhetzende Wirkungen“ (so die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft). In Hamburg nun präsentiert die Zeitzeugin Luciana Castella den Film, ebenfalls dabei ist die deutsche Regisseurin Margarethe von Trotta.

Auch zur Eröffnung haben sich Gäste angekündigt: Regisseur Gianfranco Cabiddu wird seinen Film „La Stoffa dei Sogni“ („Der Stoff der Träume“) selbst vorstellen: Als kurz nach dem ersten Weltkrieg eine Fähre sinkt, entkommen dabei auch einige Gefangene. Sie mischen sich unter die Schiffbrüchigen, darunter eine Gruppe Schauspieler. Zum Zeitvertreib übt man gemeinsam Shakespeares „Der Sturm“ ein. Cabiddus Film ist eine Sommerkomödie über das altbewährte Thema, dass Leben und Theater nicht zu trennen sind.

Im weiteren Programm findet sich mit „Per Amor Vostro“ ein in Venedig preisgekröntes Familiendrama, eine auf wahren Begebenheiten beruhende Mafiageschichte („Lea“), eine Komödie über einen Karrieremenschen, dessen Sohn beschließt, Priester zu werden („Se Dio Vuole“), eine Gesellschaftskomödie mit der Grandezza der großen Produktionen in den 60er-Jahren („Latin Lover“) und schließlich ein raues Porträt der Vorstadt-Jugendkultur im Rom der 90er- Jahre: „Non Essere Cattivo“ ist von Kritikern schon als zeitgemäßer Neorealismus gelobt worden. So schließt sich der Kreis zu Rossellinis „offener Stadt“. HIP

Eröffnung mit Gästen: Sa, 19.30 Uhr, Hamburg, Metropolis. Alles weitere unter www.cinema-italia.net

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