Augen auf, Polizei!

spielen & lernen Hamburgs Polizei findet es schwierig People of Color auseinanderzu­halten. Die taz.nord hilft ihr mit einer Trainingseinheit

Foto: Montage: Aletta Luebbers/taz Fotos: Paul Buck (2), Justin Lane, Ettore Ferrari, Claudio Peri, Dai Kudawa, David Maxwell, DominiqueFavre, Harld Menk, Hrusa, Dave Hunt, Oliver Hoslet/ alle dpa, sowie Anonymus, Carl van Vahlen, Secret Hist of Mankind, Philipp v. Ostau/Wikimedia Commons

Abgebildete (alphabetisch geordnet): Idi Amin, Usain Bolt, Naomi Campbell, Jean-Jacques I. Dessalines, Ella Fitzgerald, Leymah Gbowee, Whoopi Goldberg, Ellen Johnson-Sirleaf, Grace Jones, Don King, Martin Luther King, Beyoncé Knowles, Nelson Mandela, Prince Rogers Nelson, Nenzima von Mangbetu, Barack Obama, Pierre Sanoussi-Bliss, Venus Williams

von Katharina Schipkowski

In einem Strafprozess gegen einen jungen Mann aus Guinea-Bissau, dem Polizei und Staatsanwaltschaft vorwerfen, mit insgesamt einem Gramm Marihuana gedealt zu haben, tat sich vergangene Woche ein bestürzendes kognitives Defizit der Hamburger Polizei auf. Ein Polizist, der laut der Akte an der Festnahme beteiligt war, konnte den Angeklagten nicht identifizieren: „Europäer haben ja Probleme, Schwarzafrikaner auseinanderzuhalten“, erklärte er dem Gericht.

„Wenn sie die Leute nicht auseinanderhalten kann, frage ich mich, wie die Hamburger Polizei ihre Arbeit machen kann“, kommentierte Tahir Della, Vorstandsmitglied der Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland, die Aussage des Polizisten. In der Tat: Rechtsstaatliche Justiz beruht darauf, dass ein Einzelner für seine Tat, und nicht die Tat eines anderen, haftbar ist. Nicht rechtsstaatlich ist es, wenn ein Stellvertreter für den Täter anhand von ethnischen, geschlechtlichen oder körperlichen Merkmalen ausgesucht wird, der die eventuelle Schuld tragen soll.

Die taz.nord wünscht sich eine Polizei, die, wie jeder Mensch, Menschen auseinanderzuhalten lernt! Unabdingbare Voraussetzung für eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ist ja, Gesichter zu unterscheiden, Personen auseinanderhalten zu können. Und wenn bei der Hamburger Polizei, nach ihrem eigenem Bekenntnis, diese kognitive Grundfähigkeit kollabiert, sobald sie mit schwarzen Menschen konfrontiert ist, muss sie die trainieren.

Dabei will ihr die taz.nord helfen. Deshalb haben wir diese kostenlose Trainingseinheit konzipiert – mit Gesichtern von People of Colour, Männern, Frauen, guten, bösen und solchen – das sind die meisten – denen man mit einem simplen Schwarz-Weiß-Raster nicht gerecht werden kann.

Liebe PolizistInnen, jetzt aufpassen, so geht‘s: Alle Karten liegen umgedreht, also mit der Rückseite nach oben, auf dem Tisch. Die jüngste Spielerin fängt an. Sie deckt zwei Karten auf, alle sehen die Bilder. Wenn die Bilder auf beiden Karten identisch sind, darf die Spielerin das Paar behalten und deckt zwei weitere Karten auf. Sind sie verschieden, merken Sie sich gut, was sie gesehen haben, denn die Spielerin deckt die Karten wieder zu und der Nächste ist dran. Ziel ist es, Pärchen aufzudecken. Merke: „Alle Schwarzen sehen gleich aus“ zählt nicht. Nur echte Doppelungen gelten als Paar. Viel Spaß und viel Erfolg!