: THEATER
TheaterEsther Slevogtbetrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Das Theater an der Parkaue spielt auch in dieser Spielzeit noch immer im Prater an der Kastanienallee, weil das Haus in Lichtenberg noch nicht fertig saniert ist. Aber der Prater kann es an Verwunschensein zumindest mit dem alten Schulgebäude aufnehmen, das nun schon so viele Jahrzehnte lang dieses berühmte Kinder- und Jugendtheater beherbergt, zu dessen Programm es gehört, neue Theaterästhetiken auch einem junge Publikum zu erschließen. Zur Spielzeiteröffnung geht man noch einmal weit zurück: als das einmal anfing mit dem modernen Theater. Also Theater, das sich vornahm, auch ein kritischer Spiegel seiner Zeit zu sein. Es war im Naturalismus, als das Theater begann, auch mal in ganz untheatralische Ecken und soziale Abgründe zu schauen, die in der Entstehungszeit des Hochkapitalismus so tief klafften wie vielleicht niemals zuvor. Diese Zeit am Ende des 19. Jahrhunderts, die der unseren gar nicht so unähnlich ist an technologischem und gesellschaftlichem Veränderungsdruck, holt sich die Parkaue jetzt noch mal hervor und widmet ihr das Spielzeiteröffnungsspektakel „Glanz & Dreck“. Im Zentrum stehen zwei Inszenierungen berühmter Gerhart-Hauptmann-Stücke: „Vor Sonnenaufgang“ (inszeniert von Kay Wuschek) und „Die Ratten“ (von Katrin Hentschel auf die Bühne gebracht). Drum herum wurde der ganze Prater vom Keller bis zum Dachboden zur begehbaren Naturalismus-Erlebniszone umgebaut. Die Zuschauer*innen können in düstere Ecken, abgründige Elendszonen und funkelnde Salons schauen; sich von Schränken voller Geld, Alkoholexzessen, Schmähschriften und Beschimpfungstiraden das Fürchten vor dem Krieg der Klassen lehren lassen, wenn die soziale Frage global nicht langsam gelöst wird (Theater an der Parkaue im Prater: „Glanz & Dreck. Ein Gerhart-Hauptmann-Spektakel“, 22. & 23. 9, www.parkaue.de).
Um die Abgründe der Liebe geht es in einer der berühmtesten Opern, in „Così fan tutte“ von Wolfgang Amadeus Mozart nämlich, die manchmal auch „Schule der Liebenden“ heißt. Der junge Sprechtheaterregisseur Robert Borgmann gibt mit der Inszenierung dieses Spiels um Leidenschaft und Treue in der Deutschen Oper sein Debüt als Opernregisseur (Deutsche Oper, Premiere 25. 9., 18 Uhr).
In der Schaubühne inszeniert die Regisseurin Katie Mitchell Elfriede Jelineks sehr spezielle und feministische Sicht auf den Orpheus-Stoff. In Jelineks „Schatten (Eurydike sagt)“ nämlich entscheidet sich Eurydike selbst für das Totenreich, das für sie ein Reich der Freiheit von der Gefangenschaft im Frauenkörper ist (Schaubühne, Premiere 28. 9., 20 Uhr).
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