Porträt: Einer, der sich durchbeißt
Zwei Jahre ist es her, dass Kasim Edebali auszog, um etwas Großes zu erreichen – einen Stammplatz in der amerikanischen National Football League (NFL). Der 27-Jährige hat von klein auf gelernt, sich durchzubeißen. Der Sohn einer Deutsch-Türkin und eines in Deutschland stationierten amerikanischen Soldaten ist im Hamburger Stadtteil Osdorf aufgewachsen. Wenn es darum geht, die sogenannten Problemviertel der Stadt aufzuzählen, ist Osdorf vorne dabei. Den Lohn für seine Disziplin und sein Durchhaltevermögen erhält Edebali jetzt.
Denn der norddeutsche Footballer steht unmittelbar vor dem Durchbruch in der NFL, der größten und wichtigsten Liga der Welt in dieser rauen Sportart. Das harte Auswahlverfahren bei seinem Klub New Orleans Saints, bei dem er seit Sommer 2014 unter Vertrag steht, hat er vor wenigen Wochen mit bemerkenswerter Leichtigkeit absolviert. Der Sprung in den 53er-Kader war kein Problem für ihn. Als Defensive End, einer Art Außenverteidiger, ist Edebali ein heißer Kandidat auf einen Platz in der Startformation der Saints.
Es ist für ihn der nächste wichtige Schritt: In seiner ersten Saison kam der Rookie, so werden in Amerika Neulinge genannt, lediglich zu Einsätzen in den Special Teams. Diese treten nur in besonderen Spielsituationen auf, etwa wenn der Ball gekickt werden soll. In seiner zweiten Saison kam er immer mal wieder in der Verteidigung der Saints zum Einsatz. Und nun, im dritten Jahr, sieht alles danach aus, als würde Edebali eine Stammkraft in seinem Team werden.
Er habe dafür an seiner Technik gefeilt, sagte der 1,91 Meter große und 112 kg schwere Verteidiger. Der Mann mit der Nummer 91 auf dem Trikot hat es zu dem deutschen Profi gebracht, von dem in der nun gestarteten NFL-Saison am meisten zu erwarten ist. Nur fünf weitere Deutsche haben Chancen auf den Durchbruch in der NFL.
Für Edebali hat das Vorankommen viel mit einer neuen Betrachtungsweise zu tun. In seinen ersten beiden Jahren in der NFL sei er oft zu ungestüm im Tackling gewesen, räumte der Hamburger ein. Nun versuche er es viel mehr mit Geduld – und das zahle sich aus. „In meinem Rookie-Jahr war ich nervös und habe ständig nachgedacht. Aber jetzt weiß ich, wie die Spiele laufen und was meine Teamkollegen machen“, sagte Edebali.
Das zeigte der Hamburger erst kürzlich in dem Vorbereitungsspiel gegen die New England Patriots. Edebali gelangen zwei Quarterback-Sacks. Das bedeutet, dass er den Quarterback des Gegners weit in der gegnerischen Spielhälfte zu Fall gebracht hat. Im American Football gilt das als ganz große Glanzleistung. Christian Görtzen
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen