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Demonstrationen in BerlinDie Oromo und das Kapital

Mit dem Blockupy-Bündnis und der Oromo-Bewegung teilten sich zwei Gruppen das Regierungsviertel zum Protest. Beide Demos im taz-Check.

Klare Sprache: Protestierer aus dem Blockupy-Spektrum am Freitagmorgen in Berlin Foto: dpa

DAS SIND DIE OROMO

Wer latscht denn da?

Rund 200 Äthiopier, fast alles Männer, manche mit Oromofahnen. Die sind rot-grün-gelb mit einem schönen Baum in der Mitte.

Alle Protestutensilien verteilt?

Ja, alle Fahnen sind am Mann. Aber außer Fahnen gibt es auch nicht viel.

Oromo, was ist das?

Eine Volksgruppe aus Südäthiopien, die mehr als 25 Millionen Mitglieder zählt, also mehr als alle deutschen Antikapitalisten zusammen. Es ist die größte Volksgruppe Äthiopiens, eines der ärmsten Länder der Welt.

Gibt es einen bewaffneten Arm?Aber hallo!

Was wollen sie?

Sie wollen die Befreiung: In Äthio­pien fühlen sich die Oromo unterdrückt. Immer wieder kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Polizei, auch mit Toten und Verletzten. Erst Anfang August wurden Dutzende Demonstranten von Polizisten in Äthiopien getötet.

Protest gegen AfD am Samstag

Am Samstag wird schon wieder protestiert: Das bundesweite Bündnis „Aufstehen gegen Rassismus“ ruft ab 14 Uhr zu einer Demo mit anschließendem Konzert auf. Anlass: die drohenden AfD-Erfolge in Meck-Pomm und Berlin. Beginn: Adenauerplatz

Und wie sind sie verankert?

Ganz gut. Das „Oromo Horn von Afrika Zentrum“ etwa ist laut eigener Aussage einer der ältesten Migrantenvereine Berlins. Tja, denkt man nicht, oder? Hat aber jetzt auch nicht so viel mit der Demo zu tun.

Gibt es einen bewaffneten Arm?

Ja, aber hallo. Nennt sich OLF, Oromobefreiungsfront. Zu der gehören auch die Fahnen, die bei der Demo geschwenkt werden. Ist aber vor allem in Äthiopien aktiv, also militärisch jetzt.

Wie ist die Performance?

Demütig. Die Demonstranten – viele von ihnen Geflüchtete – versammeln sich brav am Kanzleramt, halten Schilder hoch und Fahnen und schießen Selfies.

Was sagt die Polizei?

Gar nix. Die ist überhaupt nicht da.

Wie lange dauert das Ganze?Ein gutes Stündchen, eher so Herumstehen. Plus Auftaktwarten und Abschlusswarten.

Frische Farben: Oromo-Protest am Freitagmorgen in Berlin Foto: M. Kaul

DAS IST BLOCKUPY

Wer latscht denn da?

Etwa 600 Antikapitalist*Innen, vielleicht ein paar mehr, bunt verkleidet, manche schwarz vermummt. Ein aufblasbares Plastikwalross ist auch dabei.

Alle Protestutensilien verteilt?

Nein. Es liegt noch einiges rum, das niemand abgegriffen hat.

Blockupy, was ist das?

Ein Protestbündnis, das von der Interventionistischen Linken getragen wird. Das sind die gut Aussehenden unter den Linksradikalen.

Was wollen sie?

Die wollen keinen Kapitalismus, keine Europäische Sparpolitik, kein Hartz IV, keine Residenzpflicht, offene Grenzen und eigentlich alles, was zum linken Kanon passt.

Und wie sind sie verankert?

Kennen jeden in der außerparlamentarischen Linken.

Gibt es einen bewaffneten Arm?

Nö. Nur Linkspartei und Rosa-Luxemburg-Stiftung, aber das geht ja kaum als Bewaffnung durch. Ja okay, und ein paar Militante. Aber von denen kommt heute keiner.

Wie ist die Performance?

Prollig. Erst brechen sie durch Polizeiketten, dann huschen sie drumrum. Bisschen Katz-und-Maus, dann Sit-in am Ministerium. Im Laufe des Tages gibt es hier und da noch Aktionen für schöne Fotos.

Was sagt die Polizei?

Redet von Straftätern, fährt 2.000 Beamte auf, durchsucht einen Bus.

Wie lange dauert das Ganze?

Geht ganz früh los, dauert ein paar Stunden, bleibt für immer.

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1 Kommentar

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  • "Die wollen keinen Kapitalismus, keine Europäische Sparpolitik, kein Hartz IV, keine Residenzpflicht, offene Grenzen und eigentlich alles, was zum linken Kanon passt."

     

    Klingt doch schon recht neoliberal, vor allem das mit den offenen Grenzen für den Faktor Arbeit und der expansiven Ausgabenpolitik mit mehr Staatsanleihen. Da freut sich der BDI-Funktionär, wenn der Sohnemann fein mitmarschiert. Nach Blockupy-Angaben waren es übrigens sogar 3000 Menschen.