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Kommentar „Dash-Button“ von AmazonEinkaufen auf der Überholspur

Jürn Kruse
Kommentar von Jürn Kruse

Produktbestellungen gehen immer schneller. Die Unternehmen sammeln fleißig Daten. Aber das sinnliche Erlebnis des Einkaufens fällt flach.

Das sinnliche Erlebnis des Einkaufens ist nicht zu unterschätzen Foto: reuters

S ekunden, so lautet das Versprechen, würde das Bezahlen nur noch dauern, wenn man die App von Payback dafür nutzte.

Sekunden? Pah! Amateure! Mit Amazons Dash-Buttons müssen die Zeiten für Bestell- und Bezahlungsvorgänge bald in Zehntelsekunden gemessen werden. Oder wie lange dauert es wohl, auf dem Badewannenrand sitzend auf einen in Reichweite befindlichen Knopf zu drücken? Ich habe das mal getestet. Bei mehreren Durchgängen kam ich auf einen Durchschnittswert von 67 Hundertstelsekunden. Start – Arm ausfahren – Finger ausfahren – drücken. Und ich bin mir sicher, dass das noch fixer geht. Ich muss nur ein bisschen trainieren. Und dann: Schneller! Schneller! Ist das geil!

Obwohl: Eigentlich ist das Bestellen via Dash-Button eher so mittelgeil. Denn die bestellten Rasierklingen kommen ja doch erst am nächsten Tag. Und dann bin ich bei der Arbeit. Und die Nachbarn sind auch nie da. Und bei der Post muss ich immer so lange anstehen. Und außerdem rasiere ich mich eh trocken. Tja.

Und was die Geschwindigkeitsversprechen bei Payback Pay und sonstigen Smartphone-Bezahlsystemen angeht, frage ich mich auch, wie die eingelöst werden sollen. Ich kann doch jetzt schon kontaktlos mit meiner Kreditkarte bezahlen – und damit deutlich weniger Daten hinterlassen. Das kann mit dem Smartphone nicht viel schneller gehen.

Wahnsinnig schnell

Und dann diese Discounter mit ihren nicht mehr vorhandenen Ablageflächen im Kassenbereich, die einen dazu zwingen, alles gerade Gekaufte in Panik zusammenzuklauben, nur um nicht derjenige zu sein, der die anderen bei ihrem wahnsinnig schnellen mobilen Bezahlprozess behindert.

Aus Sicht der (Online-)Händler – kein Nachdenken, schnelleres Bezahlen, höherer Durchsatz, mehr Kundendaten – ergibt das Ganze womöglich Sinn, aber warum beugen wir KundInnen uns dem?

Es ist doch schön, im Ausland durch Supermärkte zu schleichen und zu schauen, was es da so gibt (wie viellagig ist das viellagigste Klopapier hier?). Oder online immer wieder Preise und Produkte zu vergleichen – bevor man dann doch nichts kauft.

Das Bestellen via Dash-Button ist nur der nächste Schritt, dieses sinnliche Erlebnis namens Einkaufen – ja, auch online! – durch irgendeinen Optimierungsquatsch kaputt zu machen.

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Jürn Kruse
Ist heute: Redaktionsleiter bei Übermedien und freier Autor. War mal: Leiter des Ressorts tazzwei bei der taz. Davor: Journalistik und Politikwissenschaft in Leipzig studiert. Dazwischen: Gelernt an der Axel Springer Akademie in Berlin.
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1 Kommentar

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  • 3G
    35440 (Profil gelöscht)

    Großartige Satire, ich glaube besser war nur die Aussage einer Kuratorin eines Museums, die traurig war, dass das die Telefonhäuschen verschwinden, wo diese doch ein Hort der Hygiene und der komfortablen Privatsphäre waren. Obwohl die Haltung des ehemaligen. Wirtschaftsminister, dass nichts so schnell und günstig ist wie ein gut verfasster Brief, vor allem keine Mail.

     

    Also danke, habe Tränen gelacht. Sinnliches Einkaufen, der war gut.

     

    Oh... Das war ernst gemeint? Der Artikel spiegelt tatsächlich ernsthafte Meinungen wieder? Tja dann verstehe ich nicht, wo dieses verklärt Denken herkommt, diese Romantisierung des Einkaufen. Aber dann empfehle ich einfach mal wieder einkaufen zu gehen um die Realität sich in Erinnerung zu rufen. Noch muss man das ja.

     

    Aber ich hoffe nicht mehr lange.