piwik no script img

BerlinmusikDie Zeit fürTonträger

Nachdem es in der Berliner Musikszene zuletzt sommerbedingt ein bisschen ruhiger zuging, beginnt nun so langsam die veröffentlichungsstärkere Zeit. Und damit auch all die guten Tonträger hier in dieser schmalen Spalte unterkommen, blicken wir schon mal ein wenig voraus – und zwar auf zwei EP-Veröffentlichungen Anfang September.

Zum einen wäre da die R&B-Künstlerin DENA, die kommende Woche eine neue 4-Song-EP namens „Trust“ vorlegt. DENA ist eine bulgarische Musikerin, die bürgerlich Denitza Todorova heißt und seit einigen Jahren in Berlin lebt. Mit ihrem Song „Cash, Diamond Rings, Swimming Pools“ und dem dazugehörigen Videoclip, in dem sie auf einem Neuköllner Flohmarkt zwischen den Händlern und Besuchern rumspringt, landete sie 2012 auf YouTube einen kleinen Hit. 2014 erschien ihr Debütalbum „Flash“.

„Trust“ könnte auch ein kleiner Renner werden – mehr aber nicht. DENA fährt den zuvor noch deutlicher hörbaren Hip-Hop-Anteil zurück und bewegt sich irgendwo zwischen 80er-Pop und zeitgenössischer R&B-Musik. Die vier Songs sind so radio- wie tanzflächenkompatibel und klingen äußerst up to date, aber wenig bleibt hängen – abgesehen vielleicht von der Single „Lights, Cameras, Action“, bei dem man sich freuen wird, wenn es mal irgendwo im Club läuft.

Die ziemlich großartigen 20 Minuten Musik, die Alex Stolze in der zweiten Septemberwoche veröffentlicht, eignen sich dagegen nur bedingt für den Club. Dabei kennt man den gebürtigen Berliner von seiner Arbeit mit den Bands Bodi Bill und Unmap, die dem Beat nicht abgeneigt waren. Die fünf Stücke seiner ersten Soloveröffentlichung „Mankind Animal“ sind nun aber zwischen minimalistischem Pop und mit sanften Beats unterlegter Klassik angesiedelt. Im Zentrum steht Stolzes Geigenspiel, das in seiner Variabilität absolut beeindruckend ist. Darum gruppiert sich elektronisches Klackern, Blubbern und Knistern.

Mit seinem ruhigen und klaren Gesang, der in einigen Stücken zu hören ist, hält sich der Musiker angenehm zurück – die Stimme wirkt wie ein weiteres Instrument und fügt sich gut ins Gesamtbild. So erschafft Stolze Musik, die mit seinen fein übereinandergestapelten Schichten live noch mehr Eindruck als auf dem Tonträger machen dürfte. Jens Uthoff

DENA: „Trust“ (Normal Surround/Indigo), live: 4. 10., Kantine Berghain

Alex Stolze: „Mankind Animal“ (Nonostar Records/Cargo), live: 16. 9., Haus Schwarzenberg

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen