Leihen, kaputt machen, zurückschicken

Teilen Klamotten muss niemand neu kaufen. Es gibt sie auf dem Flohmarkt – oder zum Leihen im Netz

Neu? Langweilig! Foto: Mirko Zander

BERLIN taz | Tauf- und Kommunionskleider müssen nicht den Schrank verstopfen. Wozu gibt es die Sharing Economy – Klamotten leihen, tauschen, zurückgeben? Die Firma Kilenda hat daraus ein Geschäftsmodell gemacht – und verkauft dabei auch noch das Versprechen auf ein gutes Gewissen: Das Leihen statt Kaufen von Kinderkleidung soll Wasser und CO2 einsparen. Bilanz der ersten beiden Jahre laut Eigenangaben: 120.931.000 Liter Wasser und 60.466 Kilogramm Treib­haus­gas. Kann das sein?

Das Prinzip: Kinderkleidung kann auf der Webseite ausgesucht und für mindestens einen Monat gemietet werden – beliebig oft verlängerbar. Passt oder gefällt das Hemdchen oder die Hose nicht mehr, geht es zurück an Kilenda. Geht etwas während der Mietzeit kaputt, wird es kostenlos zurückgenommen. Ein T-Shirt kostet 3,69 Euro im Monat, eine Jeans 6,19 Euro. Dafür könnte man auf dem Flohmarkt viele Shirts und Hosen kaufen. Doch dazu muss man dort hin. Das Angebot werde besonders von Städtern und gut verdienenden Familien genutzt, sagt Unternehmenssprecherin Nadja Koch-Hadek. „Unsere Kundschaft besteht zum großen Teil aus Müttern, die Lust haben, ihren Kindern schicke Kleidung zu kaufen.“ Die Sachen durchlaufen vier bis fünf Familien und werden im Schnitt vier Monate gemietet.

Danach werden sie an die Deutsche Kleiderstiftung gespendet, die sie an soziale Projekte deutschland- und weltweit verteilt. Die Kundenbindung des Unternehmens ist eng: Kleidungskartons kommen oft mit Schokoladengeschenken oder Bildern von den Kunden an Kilenda zurück.

Aber ist das gute Gewissen tatsächlich gerechtfertigt? Der Paketdienst der deutschen Post DHL hat berechnet, dass die Auslieferung eines Pakets 500 Gramm CO2 produziert. Der Transport ist deshalb ein wunder Punkt des Unternehmens, den es mit dem klimaneutralen Service GoGreen zu kompensieren versucht.

Ganz neu ist das Prinzip allerdings nicht. Die Firma Kleiderkiste bietet ein monatliches Abonnement mit 10 Kleidungsstücke für 29 Euro an, bei dem es mit eingesandter eigener Kleidung Rabatt gibt. Und für Kleinkinder bis zwei Jahre gibt es auch bei Kindoo Kleidung zum Mieten.

Die Verbraucherschutzzentrale aus Nordrhein Westfalen hält die Idee für gut: Kinderkleidung zu mieten, sei umweltfreundlicher als Neukauf. Wem es ums Sparen geht, der sollte allerdings genau hinschauen, ob der Second-Hand-Laden oder Flohmarkt nicht billiger ist.

Sara Mierzwa