: Die nächste Attacke
Marzahn Unbekannte werfen Schweinekopf auf Flüchtlingsunterkunft
Carola-Neher-Straße, Blumberger Damm, Glambecker Ring: Die Straßennamen der Flüchtlingsunterkünfte in Marzahn-Hellersdorf sind zu Chiffren für flüchtlingsfeindliche Übergriffe geworden, so oft tauchen sie in diesem Zusammenhang in den Medien auf. In der Nacht zu Donnerstag ist ein weiterer Fall hinzugekommen: Unbekannte TäterInnen haben laut Polizei gegen Mitternacht einen Schweinekopf auf das Gelände der Unterkunft geworfen, an dem ein „Schild mit fremdenfeindlichen Parolen“ hing.
Laut Auskunft des Berliner Registers, das rassistische Vorfälle dokumentiert, soll es sich dabei um den Spruch „Ganz Marzahn hasst euch – Schmarotzer“ gehandelt haben, wobei das Doppel-S in „hasst“ in Form von Sigrunen geschrieben worden sei. Der Sicherheitsdienst habe schnell auf den über das Einfahrtstor geworfenen Schweinekopf reagiert, die TäterInnen konnten aber dennoch flüchten.
Die Polizei teilte auf taz-Anfrage mit, bei dem Vorfall handele es sich bereits um die zwölfte flüchtlingsfeindliche Straftat an dieser Unterkunft, seit sie im September letzten Jahres eröffnet wurde. Wenige Tage nach der Eröffnung hatten Unbekannte ein brennendes Bengalo-Feuer über den Zaun geworfen. Im April dieses Jahres wurde das Heim mit Pflastersteinen attackiert, die Täter sollen „Fuck Islam“ und „Fuck Araber“ gerufen haben. Einer der Steine schlug nur knapp neben einem Bewohner ein, der unter seinem Fenster saß.
Das Berliner Register, das mit der bezirklichen Koordinierungsstelle gegen Rechtsextremismus zusammenarbeitet, listet noch weitere Fälle flüchtlingsfeindlicher Gewalt auf. So sei etwa am 23. Juli ein Flüchtling vor der Unterkunft angegriffen und dabei mit einem Steinwurf gegen das Knie verletzt worden, sodass er im Krankenhaus behandelt werden musste. Die Polizei führt den Fall ebenfalls, allerdings ohne die Information, dass es sich bei dem Opfer um einen Flüchtling handele.
Ebenfalls Ende Juli sollen laut Berliner Register außerdem mehrere Rechtsextreme versucht haben, sich nachts Zugang zur Unterkunft zu verschaffen. Der Sicherheitsdienst, BewohnerInnen und die herbeigerufene Polizei hätten dies verhindert. Malene Gürgen
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