Dschihadist von der Polizei erschossen

Kanada Nach Polizeiangaben wollte der junge Mann ein Attentat begehen. Er ist einschlägig bekannt

Polizisten vor dem Haus mit dem Attentäter in Strathroy Foto: G. Robins/ap

EDMONTON taz | In Kanada haben Spezialeinsatzkräfte am Mittwoch bei einer dramatischen Polizeiaktion einen Terrorverdächtigen getötet und damit nach eigenen Angaben einen Selbstmordanschlag verhindert. Demnach habe der junge Kanadier einen Bombensatz zünden wollen mit dem Ziel, möglichst viele Zivilisten zu töten.

Bei dem Terror-Verdächtigen handelte es sich um Aaron Driver, einen in Kanada bekannten Sympathisanten des Terrornetzwerks „Islamischer Staat“ (IS), den die Sicherheitsbehörden schon länger im Visier hatten. Driver hatte mehrmals seine Unterstützung für den IS getweetet, zu Attentaten in Kanada aufgerufen und auch den Anschlag auf das Parlament in Ottawa im Jahre 2014 ausdrücklich begrüßt.

Am Mittwoch hatte die Bundespolizei dann nach eigenen Angaben glaubhafte Informationen erhalten, dass der Mittzwanziger noch am selben Tag in einer Großstadt einen Terrorakt zur Hauptverkehrszeit verüben wolle. Nach Angaben von Ralph Goodale, dem Minister Kanadas für innere Sicherheit, hätten die Einsatzkräfte dann sofort gehandelt.

Dabei hätten die Polizeieinheiten den jungen Mann in einem Haus in der ostkanadischen Stadt Strathroy erschossen, hieß es. Augenzeugen sprachen im kanadischen Fernsehen von mehreren lauten Explosionen und Schüssen in der ruhigen Wohngegend des Ortes, der rund 200 Kilometer westlich der Millionenmetropole Toronto liegt.

Der kanadische Sender CBC berichtete, Driver habe im Verlaufe des Einsatzes einen Sprengkörper gezündet und dabei sich und eine weitere Person verletzt. Als er einen zweiten Sprengsatz zünden wollte, hätten die Einsatzkräfte ihn getötet.

Driver war den Behörden lange bekannt. Im Juni 2015 war er wegen seiner Aktivitäten verhaftet worden, dann aber ohne Anklage und unter Auflagen wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Dabei hatte er sich verpflichtet, keine Computer oder Mobilfunkgeräte zu benutzen und nicht mit anderen Terrorsympathisanten in Kontakt zu treten. Einen direkten Kontakt zum IS hatte er laut kanadischen Behörden nicht, in Kanada galt er als Einzelgänger.

Driver hatte ­mehrmals seine Unter­stützung für den IS getweetet

Es ist nicht das erste Mal, dass sich Kanada mit einheimischen Terror-Sympathisanten zu tun hat. Im Oktober 2014 hatte ein Konvertit aus Quebec bei einem Attentat einen Polizisten getötet. Zwei Tage später hatte ein 32-jähriger Kanadier am Mahnmal des unbekannten Soldaten in Ottawa einen Soldaten hingerichtet und danach im Parlament um sich geschossen.

Im April 2013 waren zwei mutmaßliche Al-Qaida-Sympathisanten aus Montreal und Toronto festgenommen worden, die einen Anschlag auf einen Fernreisezug geplant haben sollen. 2006 wurden 18 Kanadier aufgegriffen, die Anschläge aufs Parlament und die Börse in Toronto ausführen wollten. 11 von ihnen wurden zu Haftstrafen zwischen 30 Monaten und 18 Jahren verurteilt. Jörg Michel