Anne Haeming Der Wochenendkrimi : Mit der Kreissäge im Nacken
Sieben Oscars sollten als Beweis der Filmqualität reichen. Wer davon nicht überzeugt ist, muss nur mal die 16. Ausgabe der Zeitaus dem Jahr 1974 heranziehen. Das Wochenblatt steht ja auch für Qualität. Jedenfalls schreibt der damalige Filmrezensent: „Blauäugiges Starkino, so synthetisch und mechanisch kalkuliert wie das Ragtime-Chicago: ein Musical ohne Musik. Redford strahlt und schiebt die Kreissäge in den Nacken, Newman schmunzelt und kaut auf der Zigarre, Shaw mault und muffelt. Das ist alles ganz nett, aber die sieben Oscars dafür sind entschieden der größte Clou.“
Ups! Da hatte wohl jemand ganz schlechte Laune – oder sich eine Kopie des Originals angesehen. Oder dieser jemand mochte eben keine Krimis.
Allein Robert Redfords wegen ist der Clou, was er ist: ein echter Clou. Das geht schon damit los, dass der Zufall zu Beginn ganz besonders dreist daherkommt. Redford, der im Film den Trickbetrüger Johnny Hooker spielt, und sein nicht minder gerissener schwarzer Kollege Luther Coleman (Robert Earl Jones) nehmen einem Passanten einige tausend Dollar ab.
Halt, Stopp! Wer läuft denn bitteschön mit so viel Geld in den Taschen herum? Richtig, niemand eigentlich. Selbst in den 1930er Jahren, in denen der Film spielt und Kreditkarten rar waren, war so viel Bares im Hosensack eher unüblich. Da muss also was ziemlich faul sein. Das finden auch bald die Gierigen heraus. Sie haben dummerdummerweise den Geldkurier des mächtigen Unterweltbosses Lonnegan ausgeraubt!
Prompt wird Johnnys schwarzer Partner ermordet. Klar, dass in dem im Jahr 1973 in den USA produzierten Streifen der weiße Held durchkommt. Den schwarzen Luther jedenfalls erwischt es (Luther? Schwarz? War was?). Der Rest ist schnell erzählt: Es beginnt eine Hatz, irgendwo wartet ständig der Tod. Und Redford strahlt und schiebt die Kreissäge in den Nacken…
„Der Clou“: Sa. 0.25, ZDF
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