: Einblick (633)
Selda Asal, Künstlerin
Welche Ausstellung in Berlin hat dich zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum?
Clemens von Wedemeyers Installation im n.b.k. Ich sah seine Arbeiten zum ersten Mal auf der dOKUMENTA (13). Hier hat er wieder historisches Material aus verschiedenen Perioden mit sozialpolitischen Beobachtungen kombiniert. Ausgangspunkt der Ausstellung ist das Filmmaterial eines Amateurkameramanns aus dem Zweiten Weltkrieg. Die Mehrkanalinstallation ist auf nichtlineare Weise anhand historischer Referenzen aufgebaut. Zum Beispiel schließt eine Computerspielkonstruktion das ein, was die Kamera nicht zeigt.
Welches Konzert oder welchen Klub kannst du empfehlen?
Ich interessiere mich für elektronische, Ambient- und experimentelle Musik und verfolge das Programm von Berghain, HKW, Radialsystem und der CTM. Kürzlich war ich bei Klara Lewis im Berghain, eine junge schwedische Musikerin, die puren Sound mit verschiedenen Texturen kombiniert. So erzeugt sie mithilfe sehr einfacher Töne und Akustiken digitale Verzerrungen.
Welche Zeitung/welches Buch begleitet dich durch den Alltag?
Ein paar türkische Onlinemagazine wie T24 oder Diken, außerdem e-flux journal, BBC News und The Guardian.
Was ist dein nächstes Projekt?
Wir haben gerade die erste Phase des einjährigen Projekts Mist bei Apartment Project beendet. Künstler aus Istanbul, Izmir und Mardin haben einen Monat lang zusammengelebt und -gearbeitet. Mit dem Ziel geringer Sichtbarkeit und hoher Präsenz überdenken die Künstler Positionen, Aktionen und Präsenz als Reaktion auf den sich beschleunigenden trans-geografischen Ausnahmezustand. Im November werden sie sich in der Türkei zu einer weiteren intensiven Arbeitsperiode treffen. Im Mai gipfelt all das in einer Ausstellung in Istanbul. Wir arbeiten parallel an anderen Projekten, die bald angekündigt werden.
Selda Asal ist in Izmir geboren und hat Musikwissenschaft und Kunst studiert. 1999 gründete sie in Istanbul Apartman Projesi als eine der ersten unabhängigen Künstlerinitiativen. 2012 zog Apartment Project nach Berlin. Der Neuköllner Projektraum, der sich als Plattform der Kollaboration interdisziplinärer Künstler und Forscher versteht, ist Teil des diesjährigen Project Space Festivals (s. Seite 14). Asal ist Videokünstlerin und lebt in Berlin.
Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht dir am meisten Freude?
Mein Klavier und meine Kamera. Leider habe ich noch kein Klavier in Berlin. Dafür macht mir mein Fahrrad viel Freude.
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