Die Werbepause
: 23 Gründe, erschossen zu werden

Rapper Pharrell Williams Foto: mic.com; Screenshot: taz

Einen Kapuzenpulli tragen, mit einem Freund nach Hause laufen, Augenkontakt aufnehmen: Es sind triviale Alltagsaktivitäten, die in dem etwa dreiminütigen Videoclip aufgezählt werden, der am Mittwoch unter dem Hashtag „23ways“ auf der Nachrichtenseite Mic.com veröffentlicht wurde und sich binnen kürzester Zeit rasend im Netz verbreitete.

Dreiundzwanzig Prominente, unter ihnen Stars wie Sängerin Beyoncé, Rapper Pharrell Williams oder auch Sängerin Rihanna, haben sich in den USA zusammengetan, um dieses Video aufzunehmen. Sie zählen Gründe auf, die zu genügen scheinen, um als Schwarzer von der Polizei getötet zu werden.

Das Video kann als Reaktion auf die jüngsten Fälle tödlicher Polizeigewalt gegen Afroamerikaner in den USA gesehen werden. Jeder der Stars berichtet hierbei jeweils über das Schicksal eines Todesopfers, anschließend werden Fotos und Namen der Toten eingeblendet.

Trayvon Martin beispielsweise wurde erschossen, weil er einen Kapuzenpulli trug – ein Nachbarschaftswachmann hatte angeblich aus Notwehr gehandelt.

Am Ende des komplett farb- und effektlos gehaltenen Videos appelliert Alicia Keys an die ZuschauerInnen: Die lange Geschichte des strukturellen Rassismus („systemic racism“) müsse enden, „damit jeder Amerikaner dasselbe Recht bekommt, zu leben und nach seinem Glück zu strebe. [. . .] Wir fordern radikale Veränderungen“.

Die Tatsache, dass das Video binnen weniger Stunden bereits mehr als fünf Millionen Mal angesehen wurde, scheint zu beweisen, wie stark Themen wie struktureller Rassismus und Polizeigewalt gesellschaftlich präsent sind und die User beschäftigen. Schade ist nur, dass es offensichtlich Stars braucht, die diese Themen dramaturgisch aufbereiten, um eine breitere Aufmerksamkeit dafür zu erreichen. Annika Glunz