heute in Bremen: „Mehr Anerkennung“
Info-Veranstaltung Ankommenspatenschaften bringen Bremer und Geflüchtete zusammen
47, ist Ansprechpartner für das Projekt Ankommenspatenschaften der Freiwilligen-Agentur Bremen.
taz: Herr Mayer, was sind Ankommenspatenschaften?
Frank Mayer: Das ist ein bundesweites Programm, das vom Bundesministerium für Migration angestoßen wurde. In Bremen läuft es seit etwa vier Monaten. AltbremerInnen treffen sich mit Geflüchteten und geben ihnen eine persönliche Führung durch Bremen. Bei Familien und Geflüchteten mit Kindern sind dann natürlich auch Spielplätze von Interesse.
An wen richtet sich das Programm?
Ehrenamtliche HelferInnen sollten spontan und kreativ sein, denn Geflüchtete mit Englischkenntnissen sind ein Glücksfall. Die Kommunikation läuft daher häufig mit Händen und Füßen.
Wie häufig treffen sich PatInnen und Geflüchtete?
Drei Termine gibt es im Regelfall. Wenn von beiden Seiten noch mehr Treffen gewünscht werden, kann es natürlich länger gehen. Der Umfang von drei Treffen soll Menschen ansprechen, die keine langfristigen Verpflichtungen wollen. Es sind keine klassischen Patenschaften.
Wie groß ist der Bedarf an Freiwilligen?
Vonseiten der Geflüchteten gibt es nach wie vor einen großen Bedarf. Bremen ist bundesweit noch ganz weit vorn, allerdings sinkt die Zahl derer, die sich neu für ein Engagement interessieren.
Wie erklären Sie sich diese Tendenz?
Insgesamt ist die Lage in Bremen jetzt eine ganz andere als noch vor einen Jahr. Damals wollten so viele Freiwillige helfen, dass viele erst einmal abgewiesen wurden. Viele Interessierte haben vielleicht mittlerweile einen anderen Weg gefunden zu helfen. Bei anderen ist die Stimmung eventuell gekippt. Sie sind skeptisch oder haben sich vorher etwas anderes vorgestellt.
Was wäre ideal?
Ich wünsche mir, dass jedeR interessierte Geflüchtete eineN PatInhat. Das wäre wirklich schön. Momentan haben wir etwa 35 Freiwillige und 50 Geflüchtete. Dadurch sind es nicht immer dieselben, die sich treffen und häufig betreut einE PatIn mehrere Geflüchtete. Ich habe mich zum Beispiel am Anfang um drei afghanische Jugendliche gekümmert.
Wie gehen Sie auf die Geflüchteten zu?
Zum einen besuchen wir Veranstaltungen für Geflüchtete wie zum Beispiel Sprachkurse und fragen, ob Interesse besteht. Wir gehen auch direkt in Flüchtlingsunterkünfte.
Was wünschen Sie sich von der Politik?
Auch wenn es mittlerweile besser geworden ist, wünsche ich mir mehr Anerkennung für Freiwillige. Ohne all die spontanen HelferInnen wäre das System zusammengekracht.
Interview: Sebastian Krüger
Info-Veranstaltung für neue Ankommenspaten: 16.30 Uhr, Dammweg 18–20
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