Schön krause Kunst: Und wir suchen das Paradies
Hamburger Kunsträume
von Hajo Schiff
Seit 18 Jahren gibt es ein Projekt in Hamburg, das mit Nachdruck dem Sommerloch trotzt. Wenn die Galerien schließen, die Kunst Pause macht oder sich aufs Land zurückzieht, geht es in der Marktstraße 6 richtig los. Jeden August gibt es dort etwas zu sehen und zu hören und das mindestens jeden zweiten Tag neu.
„puzzelink_evidenz.19“ heißt das am Montag startende Programm. 16 Veranstaltungen und Ausstellungen stehen unter dem Motto „Paralipomena und Nebentätigkeiten“. Es geht um Kleinigkeiten, eigentlich aussortierte Ideen, krause Konzepte.
Da wird den verborgenen Narrativen von Stadtplänen nachgeforscht (Heilwig Jacob), es gibt Filme und Lesungen, echte Bilder, man sucht das Paradies. Anne Wiemann will mit „In-Door-Straßenmusik“ im Keller vergessene Zombies wecken, und in einem Forschungsprojekt von Ute Arndt, Ina Hattebier, Carsten Seidel und Melanie Torney werden überflüssige Dinge durch Verbrennen in die Geisterwelt geschickt.
Auch die marginalisierte DDR-Kunst kommt vor (Rudolph F. Müller), der manischen, leider verschollenen Fotografin Ruth Maria Lessberger (Künstlername Ruthless May) wird gedacht, die Klangperformance von „Das Ausland“ huldigt dem vor 100 Jahren gegründeten Dada.
Ganz seriös stellt sich dagegen der kleine Kunstverein Süderstapel vor, sonst in einer Lohdiele eines ehemaligen Bauernhauses an der Eider beheimatet: Sommerfrische umgekehrt.
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