Religionen halten zusammen

Solidarität Vertreter verschiedener Konfessionen treffen sich im Élysée-Palast, um Einheit zu demonstrieren

PARIS taz | Die Vertreter der großen Religionen haben mit ihrer Eintracht und Solidarität beispielhaft vorgemacht, wozu die Parteipolitiker angesichts der terroristischen Bedrohung offenbar nicht mehr in der Lage sind. Am Tag nach der Ermordung eines Priesters beim Angriff auf eine Kirche in der Normandie hat Staatspräsident François Hollande die Vertreter der religiösen Konfessionen – Katholiken, Muslime, Juden, Orthodoxe, Protestanten und Buddhisten – im Élysée-Palast empfangen. Ihr erklärtes Bestreben ist es zu verhindern, dass mit einer neuen Form von Religionskrieg die Rechnung der Terroristen aufgeht. Zu diesem Zweck standen sie demonstrativ für einen Fototermin vor dem Präsidentenpalast zusammen.

Die Religionsführer haben dem Staatschef, der laut Verfassung die Glaubensfreiheit und die Neutralität der Republik gegenüber jeder der Konfessionen garantiert, aber auch ihre Wunschlisten mitgebracht. Heute stehen laut Regierungsangaben bereits 794 Synagogen und jüdische Schulen, 1.047 muslimische Moscheen und Gebetssäle und 1.227 christliche Kirchen unter polizeilicher oder militärischer Bewachung. Selbst mit der gestern angekündigten zusätzlichen Mobilisierung von 23.500 Reservisten wird es aber unmöglich sein, allein schon alle rund 40.000 katholischen Kirchen und Kapellen im Land rund um die Uhr zu bewachen. Und das möchten die Kirchenleute auch gar nicht: „Unsere Kirchen sollen im Sinne unseres Glaubens offen stehen“, betont die französische Bischofskonferenz. Auf Skepsis stößt beim Bund der französischen Protestanten die Idee einer systematischen Videoüberwachung vor oder gar in den Gotteshäusern. Dennoch werden vor allem die bedeutenden religiösen Einrichtungen und größeren Versammlungen von Gläubigen vermehrt bewacht. Das gilt namentlich auch für Pilgerorte wie Lourdes in den Pyrenäen, wo die Sicherheitskontrollen verschärft wurden. Auch vor den von Touristen besuchten Kirchen wie Sacré-Coeur und der Kathedrale Notre-Dame in Paris sind die Polizei- und Militär­patrouillen sichtbar verstärkt worden.

Rudolf Balmer