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Niedersachsen will Patienten schützen

Vorbeugung Als Konsequenz aus den Morden des Krankenpflegers Niels H. hat das Land Niedersachsen einen Patientenschutz-Beauftragten eingestellt

Nach der Mordserie des Krankenpflegers Niels H. in Kliniken in Niedersachsen hat im Juli ein Patientenschutz-Beauftragter der Landesregierung seine Arbeit aufgenommen. Der Mediziner Peter Wüst soll als zentraler Ansprechpartner die Belange und Rechte kranker Menschen und ihrer Angehörigen stärken und Beschwerden nachgehen. Dafür sind 150.000 Euro pro Jahr eingeplant, sagte Sozialministerin Cornelia Rundt (SPD).

Patienten, aber auch Klinik-Mitarbeiter können sich bei Auffälligkeiten oder Problemen sowie Fragen der Versorgung oder der Kostenübernahme dorthin wenden. In Krankenhäusern bestehe die Gefahr, „dass kranke Menschen nur noch als Fälle gesehen werden, die abzuarbeiten sind, oder Kostenüberlegungen eine zu hohe Priorität eingeräumt wird“, sagte Wüst. „Im Vordergrund muss deshalb immer der Mensch stehen mit seinen Bedürfnissen und Sorgen.“

Wüst koordiniert künftig auch die Patientenfürsprecher in den Kliniken und will Fortbildungen für sie anbieten. Diese unabhängigen Ehrenamtlichen sollen nach einem Beschluss des Landtags in allen Krankenhäusern Anregungen oder Beschwerden entgegennehmen und sie gegenüber der Klinik oder den Behörden vertreten. Bisher haben laut Rundt 149 der insgesamt 185 Krankenhäuser im Land solche Fürsprecher benannt. Landesbeauftragte für Patientenschutz gibt es auch in Berlin, Nordrhein-Westfalen und Bayern.

Die Mordserie des 39-jährigen Krankenpflegers, der bis 2005 in Delmenhorst und Oldenburg arbeitete, hatte bundesweit für Entsetzen gesorgt. Er hatte Patienten ein für sie lebensbedrohliches Herzmedikament gespritzt, um bei ihrer Reanimation als Held dazustehen.

Die Staatsanwaltschaft geht inzwischen von mindestens 33 Morden aus. Die Polizei untersucht nachträglich bis zu 200 Todesfälle. H. wurde bereits wegen zweier Morde zu lebenslanger Haft verurteilt. (epd)

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