heute in Bremen
: „Reduziert Mundgeruch“

FÜHRUNG Die Kulturwissenschaftlerin Christine Glenewinkel lädt zur „Teetied“ in die Überseestadt

Christine Glenewinkel

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46, ist Kulturwissenschaftlerin und freie Gästeführerin aus Bremen.

taz: Frau Glenewinkel, trinken Sie morgens Kaffee?

Christine Glenewinkel: Nein, ausschließlich schwarze Friesenmischung pur, ganz altmodisch, ich bin Teetrinkerin aus Überzeugung.

Kaffee macht aber fixer wach.

Richtig, das Kaffee-Koffein wird schon im Magen freigesetzt, die Wirkung kommt also schnell, flaut aber auch schnell wieder ab. Von Tee hat man länger was. Sein Koffein wird erst im Darm freigesetzt, also später, entwickelt dann aber eine Langzeitwirkung. Seine sekundären Pflanzenstoffe sind zudem entzündungshemmend, beispielsweise bei meiner Arthrose, und übersäuern den Körper nicht so wie Kaffee.

Zahnärzte mögen Teetrinker?

Ja, der hohe Fluoridgehalt ist gut für die Zähne. Zudem beruhigt Tee die Bakterien im Mund, beseitigt auch einige, reduziert also den Mundgeruch

Sind grüner und schwarzer Tee unterschiedliche Sorten?

Nein, nur unterschiedlich verarbeitet. Beim schwarzen Tee werden die Blätter nach dem Welken so gerollt, dass der Zellsaft austritt und an der Blattoberfläche mit dem Luftsauerstoff reagiert, das Blatt wird weich und braun – und beim anschließenden Trocknen schwarz. Für grünen Tee wird die Oxidation beispielsweise durch Wasserdämpfe gestoppt.

Kommen gute Tees aus einer Pflückung?

Nein, es gibt für Teepflanzen bis zu 30 Pflückungen im Jahr, jede schmeckt anders, die erste Ernte, First Flush, besteht aus den Spitzen des ersten Aufsprießens im Winter, der Second Flush ist die Sommerernte, die Königsklasse, da haben die Blätter alle Aromen und Würze entwickelt.

Was ist in Teebeuteln?

Fannings-Qualität, ein Quadratmillimeter große Partikel, und Dust, also zermahlene Blätter. Wobei das nicht unbedingt schlecht sein muss, denn je mehr die Blätter gebrochen sind, desto intensiver ist der Geschmack.

Ist Bremen eine Teestadt?

Klar. Meine Führung geht zum Logistikunternehmen Vollers. Dort sind ein Viertel des in Deutschland jährlich verarbeiteten Tees gelagert: etwa 5.000 Tonnen. Nach Geheimrezepturen werden dort aus angelieferten Blättern die Mischungen für Großkunden hergestellt.

Wo geschieht die Verschandelung mit Erdbeer-Sahne-Geschmack?

Auch bei Vollers. Gerade junge Leute wollen ja aromatisierte Tees. Der Umsatz stieg in Deutschland von 200 Tonnen in 2010 auf 800 im letzten Jahr.

Interview: FIS

15 Uhr, Hoerneckestraße, Europahafen, Vollers, Schuppen 6