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MUSIK

MusikThomas Mauchhört auf den Sound der Stadt

Der Pop in Theorie und Praxis. Hat heute am Donnerstag gewissermaßen seinen Großkampftag, an dem man doch gern mal rauskommen würde aus seiner arg beschränkenden Leiblichkeit und sich aufteilen, dass der eine Teil zur Waldbühne rennen könnte und der andere in die Berghain-Kantine, um dann in einer Konferenzschaltung zwischen den beiden Selbsts zu ermitteln, was es denn nun auf sich hat mit dem Pop.

Die Praxis: ist bewährt und überhaupt ein ganzer Packen an Musikgeschichte samt dem Woodstock-Eintrag, an den man schon mal erinnern darf, gerade weil es so lange her ist und der Mann eben nicht als ewiger Wiedergänger seiner selbst Golden-Oldies-Partys feiert. Obwohl man sich sogar so ein Golden-Oldies-Konzert ziemlich toll vorstellen könnte mit dem „Cowgirl in the Sand“, „Cortez the Killer“, „My My, Hey Hey (Out of the Blue)“ und meinetwegen auch „Heart of Gold“, damit es richtig sentimental wird. Aber mit Sentimentalitäten will sich der Mann gar nicht aufhalten. Sondern wütend sein und zum Beispiel einem Agrarkonzern einige zeternde Lieder widmen, die man am Donnerstag in der Waldbühne hören wird, wenn er sein vergangenes Jahr erschienenes Album, „The Monsanto Years“, präsentiert. Meine Damen und Herren, show some respect: Neil Young (Glockenturmstr., 19.30 Uhr, 80 €).

Die Theorie: kommt etwa mit der Frage, was guten von schlechtem Pop unterscheidet und was er über die Zeit verrät, in der wir leben. Die Antwort darauf gibt der geschätzte Kollege Jens Balzer, der schön und anschaulich über die Triebkräfte des Pop zu schreiben versteht, nicht nur in der Berliner Zeitung, was man nun auf der Länge eines bei Rowohlt erscheinenden Buchs lesen darf, das schlicht „Pop“ im Titel trägt. Am Freitag liegt es in den Buchläden, am Donnerstag stellt es Balzer in der Berghain-Kantine vor (Am Wriezener Bhf., 20 Uhr, 10 €).

Am Samstag kann man sich mit Martin Dean eine bittersüße Seelenschmelzmusik gönnen in einem Konzert, das locker zur Deckung des gesamten Wochenbedarfs an stilvoller Eleganz reichen sollte. Im Neuköllner Sowieso wird der Berliner Crooner dabei von dem Lapsteel-Gitarristen Fredrik Kinbom, dem Trompeter Jan Gropper und seinem musikalischen Gefährten Yoyo Röhm unterstützt (Weisestr. 24, 20.30 Uhr).

Das musikalische Gegenprogramm dazu hätte man am Dienstag mit Wild Throne im Musik & Frieden, ein frisches US-Trio mit beschleunigtem Gitarrengegniedel für einen hübsch überdrehten und heiß laufenden Metal-Prog, der noch die Lücke für hymnische Stadionrockmelodien lässt. Was in einem Clubrahmen schon mal Spaß machen kann (Falckensteinstr. 48, 21 Uhr, VVK: 15 €).

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