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berliner szenen Im Tierpark

Ohren putzen

„Wo sind denn die Elefanten? Ich kann überhaupt keine Elefanten sehen.“ Ich stand vor dem Elefantengehege, aß Erdnüsse und blinzelte in die Herbstsonne. Neben mir hatte sich eine Kindergartengruppe am Zaun verteilt und versuchte die Elefanten durch Winken und Rufen anzulocken. Der Junge neben mir war besonders eifrig, aber auch er hatte keinen Erfolg. Die Elefanten lagen ein ganzes Stück von uns entfernt unter den Bäumen und schienen zu schlafen. „Sie liegen dahinten“, sagte die Kindergärtnerin. Sie zeigte mit dem Finger in ihre Richtung. „Ich glaube, sie halten gerade einen Mittagsschlaf.“

„Aber ich muss ihnen doch die Ohren putzen, damit sie wieder richtig hören können!“, rief der Junge.

Als die Kindergärtnerin ihn erstaunt ansah, erklärte er ihr, dass Elefanten nicht nur die größten, sondern auch die dreckigsten Ohren von allen Tieren haben und deshalb so schlecht hören würden. Von seiner großen Schwester hatte er extra ein Jumbo-Ohrenstäbchen geschenkt bekommen, um den Elefanten die Ohren säubern zu können. „Hast du das Elefanten-Q-Tip da drin?“, fragte die Kindergärtnerin und zeigte auf seinen Rucksack, aus dem ein Plastikstiel hervorragte. Der Junge nickte, zog seinen Rucksack hervor und öffnete ihn. Kurz darauf hielt er eine nagelneue Klobürste in der Hand. Sie war strahlend weiß und sah aus wie eine exotische Blume.

„Weißt du, wann die Elefanten wieder aufwachen?“, fragte er die Kindergärtnerin und kratzte sich mit der Klobürste am Kinn. Sie wusste es nicht, aber sie schlug ihm vor, es nachher bei den Nashörnern zu versuchen. „Die haben bestimmt auch dreckige Ohren“, sagte sie. „Und vielleicht sind sie ja im Gegensatz zu den Elefanten putzmunter.“

DANIEL KLAUS

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