Das Medienhaus an der Rudi-Dutschke-Straße | Herausgefordert. Engagiert. Freimütig.

Boulevard der Besten
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Foto: taz

ErenCaylan

Er ist Besiktaş-Fan, er gehört also einem Zweig der türkischen Fußballreligion an, der über ihn, Eren Caylan, eine Menge aussagt: Der junge Mann, 1988 in Miami, USA, geboren, ist ein Linker. Und die beten den Vereins aus dem Istanbuler Stadtteil Besiktaşan – so sehr, dass es auch dieses Jahr zur Meisterschaft in der Süperlig reichte.

Caylan, aufgewachsen in der Stadt am Bosporus, verstärkt seit vielen Wochen die taz: Aus Gründen größter Nähe zum Fußball ist er seit über einer Woche auch Teil des taz-EM-Teams. Deutsch kann er perfekt, studiert hat er in München Literaturwissenschaft und Anglistik, in Berlin außerdem noch Me­dien­wissenschaft.

2013 machte er erstmals Station in einem Medienbetrieb, als Praktikant arbeitete er beim türkischen Nachrichtensender Habertürk, wurde dort übernommen und wirkte in der Auslandsredaktion. Aber, so sagt er: „Weil es mir in der Türkei langweiliger geworden ist und meine Freundin in Deutschland war, bin ich nach Berlin umgezogen.“ Nun lebt er in der Hauptstadt, gern, beteuert er. Guckt Fußball und kümmert sich um seine Zukunft, die aktuell gerade in der taz stattfindet: Eren Caylan glaubt allerdings tatsächlich, er müsse sich beim Fußball nicht entscheiden. Gibt zu Protokoll: „Ich bin neutral.“

Das ist natürlich grober Unfug, denn Sport – und vor allem Fußball – lässt sich nicht ohne Identifikation mit einer Mannschaft verfolgen. Neulich hatte er nicht erwartet, dass das türkische Team gegen Kroatien gewinnt. Es war Enttäuschung, die sich nicht zeigen wollte: Alle Kolleg*innen im taz-EM-Team wissen, dass er sich mächtig gefreut hätte.

„Hier wird man wahnsinnig schlecht bezahlt. Dafür macht die Arbeit in der taz Spaß“

Kürzlich sah er aus dem Fenster unserer Redaktion eine atatürkische Fahne gegenüber. Er rannte eilends rüber und nahm mit der jungen Frau, die sie hinaushängte, Kontakt auf. Heraus kommt ein superaktuelles Reporterstück. Er bekennt freimütig: „Hier wird man wahnsinnig schlecht bezahlt. Dafür macht es Spaß. Ich mag den Sarkasmus, der manchmal in den Artikeln auftaucht.“ Er selbst hat schon einige Texte zur EM geschrieben. Man war hochzufrieden. Anders: Eren Caylan ist uns so wichtig wie Mario Gomez BesiktaşIstanbul. JAF